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Punkt, Punkt, Komma Strich, fertig ist das Mondgesicht – so einfach kann Zeichnen sein. Wer aber mit seiner Tinte etwas ganz Besonderes auf den Bildschirm zaubern möchte, der muss sich bei Leap Studio, den Machern von Realm of Ink, ein paar Techniken abschauen, mit denen sie ihren aktuellen Early-Access-Titel der gleichzeitig ihr Erstwerk darstellt, in neue Höhen heben und auch spielerisch der Inspiration von HADES in nichts nachstehen. Wir haben die kürzlich veröffentlichte Early Access Version für euch angespielt und berichten direkt von der Tuschefront.
Realm of Ink – Gameplay
Wer HADES gespielt hat, sollte eigentlich keine Probleme haben, Realm of Ink zu verstehen, denn die Spiele ähneln sich im Stil wie ein Ei dem anderen. Auch hier handelt es sich um ein Action-Roguelite, in dem man sich mit leichten und schweren Attacken durch zahlreiche mit Feinden bestückte Räume kämpft, um den Fängen des [it] zu entkommen. Was es genau mit diesem [it] auf sich hat, kann ich aus Spoilergründen nicht verraten, nur so viel: Am Ende des Spiels ergibt die Handlung Sinn und hält die eine oder andere nette Überraschung für den aufmerksamen Spieler bereit.
Aber zurück zum Gameplay. Neben euren Angriffsmanövern steht euch noch ein Dash zur Verfügung, mit dem ihr gegnerischen Angriffen bis zu zweimal ausweichen könnt, bevor ihr eine kurze Erholungspause einlegen müsst. Habt ihr einen Raum gesäubert, könnt ihr zwischen zwei Möglichkeiten wählen, wie euer Abenteuer weitergehen soll, wobei ihr die zu erwartende Belohnung des kommenden Raumes festlegen könnt.
Die Kämpfe sind recht hektisch, aber wenn ihr euch konzentriert, werdet ihr bei allen Gegnern, einschließlich der Bosse, relativ leicht bestimmte Animationen und Indikatoren erkennen, die sie vor einem Angriff durchlaufen, so dass ihr unbeschadet durch die Gegnerhorden gleiten könnt wie ein Messer durch Butter.
Stirbt man, wird man in einen HUB teleportiert, in dem man mit zahlreichen von asiatischer Folklore inspirierten Figuren sprechen, seinen Charakter aufleveln und weitere Besonderheiten durchführen kann. Hier erfährt man auch das meiste über die Lore des Spiels, die man sich Stück für Stück, bzw. Run für Run zusammensetzen muss. Klingt nach HADES? Ist es auch zu 90%, allerdings unterscheidet sich das Spiel in sehr vielen kleinen Facetten von der Inspiration, wodurch es gelingt, eine wunderbare eigene Identität für Realm of Ink zu schaffen.
Da wäre zum einen der tierische Begleiter Momo, der euch durch das Abenteuer begleitet und sich mit dem Spieler gemeinsam weiterentwickelt, um den Gegnern auf vielfältige Weise Schaden zuzufügen. Habt ihr nämlich einen Raum von Gegnern gesäubert, wartet immer eine Belohnung auf euch, darunter Elixiere, Fähigkeiten und derzeit 22 verschiedene Tintensiegel. Letztere verleihen euch nicht nur Spezialfähigkeiten, sondern verändern auch die Form, die Schadensart und das Angriffsmuster eures Begleiters.
Elixiere bieten passive Boni, die während des gesamten Runs erhalten bleiben, und Fähigkeiten, die den Spielstil grundlegend verändern können und ungeahnte Synergien zwischen den Angriffen eurer Heldin ermöglichen. Nach jeweils vier Schnetzelräumen ist es an der Zeit, eine kurze Pause einzulegen und sich von den tierischen Wesen, welche in Realm of Ink beheimatet sind bekochen zu lassen, ihre Waren zu kaufen oder eure Fähigkeiten zu verbessern, um gegen den dann folgenden Boss bestehen zu können.
Während die Kämpfe schnell hektisch und unübersichtlich werden können, fühlte sich das Spiel zu jeder Zeit fair an und es gab keine Momente, in denen mein Scheitern nicht auf meine eigenen Fähigkeiten mit dem Controller zurückzuführen war.
Die Bosse sind angenehm ausbalanciert und haben klare Phasen, in denen man defensiv und offensiv agieren muss. Wer zum Button-Mashing neigt, wird schnell gegen eine unüberwindbare Wand laufen, denn hier braucht es schon etwas Feingefühl und Reaktionsvermögen, um im Spiel richtig voranzukommen.
Während man bei HADES mit der Zeit verschiedene Waffen zu seinem Arsenal hinzufügt, kann man hier verschiedene Outfits für seinen Hauptcharakter freischalten, die mit unterschiedlichen Kampfstilen korrelieren und das gesamte Gameplay auf den Kopf stellen.
Zusammen mit dem motivierenden Schwierigkeitsgrad, den vielen möglichen Builds und Herangehensweisen an die Kämpfe hat das Spiel, das sich heute erst in einer frühen Phase des Early Access befindet, bereits so viel Wiederspielwert, Content und Suchtpotential, dass ich die finale Version kaum erwarten kann.
Realm of Ink – Unsere Meinung
Realm of Ink ist eines der besten Indie-Spiele, die ich dieses Jahr spielen durfte. Das Gameplay ist flüssig, Bugs sind mir in den vielen Spielstunden welche ich bereits spielen konnt nicht untergekommen und insgesamt hatte ich eine wirklich gute Zeit mit Realm of Ink. Wenn man bedenkt, dass wir uns im Moment bei Version 0.18 im Early Access befinden, kann ich mir kaum vorstellen, was die Entwickler von Leap Studio noch alles hinzufügen wollen, um ein wahres Content Monster zu erschaffen.
Das Spiel lief erwartungsgemäß flüssig mit 144 Frames in 4K auf einer Radeon 6800XT, so dass man schon in diesem frühen Entwicklungsstadium eine gute Optimierung erkennen kann.
Dennoch gibt es einige Abzüge beim Eindruck in der B-Note. So konnte mich der Sound des Spiels noch nicht ganz überzeugen. Musikalisch ist der Titel noch etwas belanglos und obwohl viele Dialoge auch auf Englisch komplett vertont wurden, brechen diese manchmal einfach mitten im Satz ab oder die Charaktere geben nur einzelne Laute von sich, was so wohl nicht beabsichtigt war.
Etwas störend ist auch, dass die englische Übersetzung der Beschreibungen von Gegenständen und Fähigkeiten einen manchmal im Unklaren darüber lässt, womit man es nun genau zu tun hat. Eine deutsche Übersetzung gibt es nicht und abgesehen von einer maschinellen Übersetzung kann ich mir nicht vorstellen, dass Realm of Ink für den deutschen Markt noch einmal neu vertont wird. Dass es eine irgendwie geartete Übersetzung ins Deutsche geben wird, haben die Entwickler jedoch bereits angekündigt, von daher gilt es erst einmal die Füße still zu halten.
Die Optik des Spiels muss eindeutig als Hit oder Miss eingestuft werden. Während die Areale und Gegner zumindest bei allen für Gleichmut sorgen dürften, sind es die Charaktermodelle, die polarisieren werden. Während in HADES die Stilisierungen durchweg gelungen sind, gibt es hier die für asiatische Spiele oft übertriebene Beinfreiheit, knappe Kleidchen an zu jung wirkenden Körpern und ein Übermaß an Oberweite zu bewundern.
Wer sich also schon immer das Gameplay von HADES kombiniert mit einer Auswahl von Anime ähnlichen Waifus aus der asiatischen Folklore mit leichtem Furry Einschlag gewünscht hat, für den wird mit Realm of Ink tatsächlich der letzte feuchte Traum wahr. Man muss es nicht mögen, aber wenn man darüber hinwegsehen kann, verbirgt sich hinter der aufreizenden Fassade ein absurd tiefgründiges und gutes Spiel.
Man muss dem Entwicklerteam auch zugutehalten, dass seit dem Early Access Release am 27.09. bereits mehrere Patches erschienen sind, die nicht nur neue Inhalte bieten, sondern auch zahlreiche Bugs behoben haben, die ich in meiner Spielsession nicht mehr erleben musste.
Eine Roadmap mit geplantem Releasedatum konnte ich leider nicht finden, aber ich freue mich schon sehr auf den Tag, an dem auch die zweite Hälfte der Story für die Allgemeinheit zugänglich sein wird. Mit einer Spieldauer von 20-50 Minuten pro Run ist Realm of Ink auch in kleinen Dosen gut für Unterhaltung geeignet, weshalb ich den Titel vorerst uneingeschränkt empfehlen möchte.
Realm of Ink – Fazit
Wem also HADES und HADES II nicht ausreichen, oder wer gerne einen fernöstlichen Touch in seinen Actionroguelites hat, dem kann ich Realm of Ink nur wärmstens empfehlen. Leap Studio haben mit Realm of Ink eine Verbindung zwischen westlicher Action und asiatischen Mythen geschaffen, die spannend und unterhaltsam ist und wir von Gamecheck wünschen ihnen alles Gute dabei, diesen Titel zu einem der ganz Großen im Genre zu machen.
Realm of Ink kann hier auf Steam zum Preis von 16,49€ gekauft werden. Falls ihr noch ein braucht, findet ihr HIER* sicher ein gutes Angebot und wenn ihr lieber etwas Entspannteres spielen wollt, kann ich euch Lightmatter empfehlen, ein Puzzler der ganz anderen Art.
Was haltet ihr von Realm of Ink? Eine gute Erweiterung von HADES, oder eine dreiste Kopie? Lasst es uns in den Kommentaren wissen! Ein Review-Code für Realm of Ink wurde uns von den Entwicklern kostenlos überlassen.
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