Review

BOTI: Byteland Overclocked (2023) bringt eure Schaltkreise zum Schmelzen

BOTI Cover

Mit einem gepflegten „0100100001100001011011000110110001101111“ begrüßt euch jeden Tag euer Heimcomputer. Ihr habt ihn vielleicht zusammengebaut, kennt alle Schaltkreise, aber was im Inneren der Komponenten vor sich geht, bleibt euch trotzdem leider verborgen. Doch damit soll jetzt Schluss sein, denn das 3D-Adventure Boti: Byteland Overclocked von Purple Ray Studio, Untold Tales und CouchPlay Interactive entführt euch in das Innere eures Rechners und zeigt euch, dass es dort viel mehr gibt als nur Nullen und Einsen. Ob das spannender ist als der Informatikunterricht in der Schule, erfahrt ihr hier im Test.

Entwicklerstudio: Purple Ray Studios

Publisher: Untold Tales, CouchPlay Interactive

Platformen: PC

Releasedatum: 15.09.2023

Metacritic Userscore : 7.7 / 10

Grafik

Gleich zu Beginn kann man festhalten: Boti: Byteland Overclocked ist ein sehr schön anzusehendes Spiel, das an klassische 3D-Adventures wie Jack & Dexter erinnert. Die Welt ist farbenfroh gestaltet und bietet viel Abwechslung innerhalb der Areale, welche sehr freie Interpretationen von Computerhardware darstellen. Da kann es schon mal vorkommen, dass Lavapfützen direkt neben Wasserseen auftauchen, denn die Hitze muss schließlich mit Kühlflüssigkeit in Schach gehalten werden.

Beim Betrachten der Charaktermodelle fühlt man sich unweigerlich an den Playstation-Hit Astrobot erinnert. Unser guter Boti und die anderen Bots, die in den Byteland ihr Unwesen treiben, sehen dem PS5-Helden nämlich zum Verwechseln ähnlich. Klar, ein paar Ecken und Kanten sind anders, aber im Großen und Ganzen merkt man schon, wo sich die Entwickler von Purple Ray Studios haben inspirieren lassen.

Das ist aber gar nicht so schlimm, denn durch die liebevollen Animationen heben sich die Bots in Boti: Byteland Overclocked von ihren Vorbildern ab. Man hat das Gefühl, dass jeder Bot handgemacht ist und trotz der wenigen Dialoge eine Persönlichkeit besitzt, die sich zum Beispiel in komischen Bewegungen ausdrückt.

Die Animationen unseres Helden Boti selbst sind allerdings stellenweise sehr hakelig. Das mag natürlich auch an der zum Testzeitpunkt eher unsauberen Performance des Titels liegen, aber oft hatte ich das Gefühl, dass mehr Animationsphasen beim Schlagen oder Springen ein flüssigeres Erlebnis für die Augen des Spielers geschaffen hätten.

Eine klare Farbcodierung sorgt dafür, dass der Spieler selten in die Verlegenheit kommt, nicht zu wissen, wie er mit einer Szene interagieren soll. Das Grundprinzip lautet: Rot = Tod. Auch jüngere Spieler sollten daher mit Boti: Byteland Overclocked gut zurechtkommen und sich vielleicht sogar von der süßlich quietschenden Atmosphäre angezogen fühlen.

Optisch macht Boti: Byteland Overclocked also einiges richtig. Lediglich die hakeligen Animationen und das stellenweise etwas zu bunte und verrückte Leveldesign sorgen für Punktabzug.

BOTI Screenshot 1

Sound

Die Musik in Boti: Byteland Overclocked lässt sich größtenteils als unaufdringlich beschreiben. Der Score, der mit vielen Synthie-Elementen daherkommt, weiß munter im Hintergrund zu dudeln, wird dabei aber keinesfalls langweilig und nie zu aufdringlich.

Der Soundtrack untermalt jederzeit die vom Spiel gezeichnete Szenerie und sorgt in dramatischen Momenten für die nötige Spannung oder in hektischen Sequenzen für einen vorwärtstreibenden Beat.

Das Spiel ist teilsynchronisiert, was bedeutet, dass wichtige Charaktere wie die beiden Helfer Zero und One, die uns ständig begleiten, auf Englisch mit dem Spieler kommunizieren, während weniger relevante Bots, denen man zwar am Wegesrand begegnet, die aber keinen Einfluss auf die Handlung haben, nur durch unverständliches, aber charakterstarkes Gebrabbel vertont wurden.

Das ist ein netter, ressourcenschonender Ansatz, der eine Vertonung mit einem akzeptablen Budget ermöglicht und gleichzeitig dazu beiträgt, die Gameplay-Elemente zu verstärken. Wenn man z.B. öfter an der gleichen Stelle stirbt, fangen Zero und One in ihrer charakterstarken Art an, Tipps zu geben, wie man die Herausforderung meistern kann.

Auch die Soundeffekte und Shoutouts, die einem Boti: Byteland Overclocked um die Ohren haut, sind größtenteils angenehm und wirkten auf mich qualitativ hochwertig. Leider werden sie genauso schnell langweilig wie sie originell sind. Es tut mir wirklich leid, liebes Team von Purple Ray Studios, aber wenn ich zum hundertsten Mal begeistert angeschrien werde, die Schatztruhe zu öffnen, zu der ich sowieso gerade unterwegs bin, dann zuckt mein Finger schon mal in Richtung Lautstärkeregler.

Boti: Byteland Overclocked bietet klanglich solide Kost. Mehr Abwechslung wäre wünschenswert, aber hier wird wirklich nichts falsch gemacht und ein solides Fundament gelegt, auf dem man aufbauen kann.                       

BOTI Screenshot 2

Story

Die harten Fakten direkt und ungeschminkt: Boti: Byteland Overclocked ist kein Story-Knaller. Die Handlung ist so einfach, dass auch jüngere Spieler ihr problemlos folgen können. Boti, unsere Hauptfigur, ist ein frisch zusammengebauter Bot, dessen Aufgabe es ist, Computerprobleme von innen heraus zu lösen.

Ohne große Umwege beginnt man also, Botis Berufung zu folgen, doch schon nach kurzer Zeit passiert Boti ein großes Missgeschick, das mit einem verlockenden roten Knopf und einer Übertaktung zu tun hat. Da die Handlung schon seicht genug ist, möchte ich an dieser Stelle nicht mehr verraten.

Wir stolpern also von Level zu Level, um die von uns selbst verursachten Probleme zu lösen, und stoßen dabei auf die eine oder andere unerwartete Bedrohung, die das Byteland heimsucht.

Ja, es gibt ernste Momente, aber der charmante Humor, der sich durch das gesamte Spiel zieht, entschärft diese und die eingangs erwähnte Einfachheit der Erzählung ist wohl bewusst gewählt, um jüngere Spieler anzusprechen.

Das Setting bietet viel ungenutztes Potential, aber vielleicht bieten uns die Entwickler mit einem DLC ein etwas spannenderes Erlebnis als es das Hauptspiel bietet.

BOTI Screenshot 3

Gameplay

Das Spielprinzip von Boti: Byteland Overclocked orientiert sich an klassischen Plattform-Adventures wie Crash Bandicoot. In den einzelnen Levels springt man über Plattformen, kämpft sich durch Horden von Viren und Malware und rast durch auf Geschwindigkeit getrimmte Levelpassagen. Aufgelockert wird das Ganze durch kleine Minispiele, wie zum Beispiel eine Rutsche, auf der ihr Punkte sammeln müsst, um am Ende eine Belohnung zu erhalten.

Hat man ein Level geschafft, bekommt man eine Übersicht inklusive Sternebewertung, die nicht nur die benötigte Spielzeit, sondern auch die erhaltenen Sammelobjekte bewertet. Dankenswerterweise teilt das Spiel den Spielern konkret mit, welche und wie viele Collectibles in den einzelnen Levels verpasst wurden, so dass diejenigen, die unbedingt 100 Prozent in ihren Spielen erreichen wollen, vom Spiel dazu motiviert werden, noch einmal die unerforschten Ecken zu durchstöbern.

In den Levels selbst gibt es immer wieder Unterabschnitte, die sich durch die Abgabe von Daten öffnen. Diese Daten sammelt man im Spielverlauf durch einfaches Berühren, Zerschlagen von Kisten oder Besiegen von Gegnern. Der beste Vergleich sind wohl die Bananen aus den Jump’n’Run-Spielen des Donkey Kong Franchises.

Die so geschaffenen Hürden im Spielverlauf sind meist leicht zu überwinden, sorgen aber dafür, dass man sich den einen oder anderen Abschnitt gerne ein zweites Mal anschaut und auf der Suche nach weiteren Daten manch einen Sammelgegenstand mitnimmt. Boti: Byteland Overclocked bietet hier eine gute Auswahl.

Von Schatztruhen, hier „Caches“ genannt, bis hin zu Boticoins gibt es eine Vielzahl an Sammelobjekten, mit denen man Bonusabschnitte oder Skins für den Protagonisten freischalten kann. Diese Boni sind teilweise recht knifflig versteckt, weshalb ein guter Spürsinn hilfreich sein kann.

Vom Schwierigkeitsgrad her ist Boti eher etwas für Gelegenheitsspieler. Man stirbt nie nach einem einzigen Treffer, und sollte man wirklich einmal das Zeitliche segnen, wird man an einen Checkpoint zurückgesetzt, der selten mehr als fünf Minuten zurückliegt. Natürlich steigt der Schwierigkeitsgrad im Laufe des Spiels an, aber in der Regel sind die Spieler zu diesem Zeitpunkt schon so weit mit dem Spiel vertraut, dass diese Hürden ohne größere Frustration genommen werden können.

Sollte es dennoch einmal zu schwierig werden, bietet ein sehr gelungener Mehrspielermodus die Möglichkeit, sich gemeinsam den Herausforderungen von Boti: Byteland Overclocked zu stellen. Der zweite Spieler schlüpft dabei in die Rolle eines weiteren Boti Bots, mit dem man auf besondere Art und Weise interagieren kann.

BOTI Screenshot 4

Die Spieler haben nämlich die Möglichkeit, sich wie Magnete anzuziehen oder abzustoßen. Dies bietet natürlich Potential sich gegenseitig zu ärgern, indem man den anderen Spieler beim Sprung in den Abgrund drückt, aber auch Möglichkeiten der Hilfe und Kooperation. So können Abgründe, die sonst große Geschicklichkeit erfordern würden, durch Heranziehen des Mitspielers überwunden werden. Oder es können sogar ganze Levelabschnitte übersprungen werden, wenn man diese Techniken gezielt einsetzt. Der Mehrspielermodus ist hier wirklich hervorragend umgesetzt.

Leider erschöpfen sich die Grundmechaniken von Springen und Schlagen schnell und gerade der Kampf gegen die Standardgegner fühlt sich schnell wie eine Beschäftigungstherapie an, da er doch sehr unterkomplex gestaltet ist.

Für Abwechslung sorgen die Bosskämpfe und diverse Power-Ups, die Botis Fähigkeiten modifizieren und beispielsweise dafür sorgen, dass unser Android kurzzeitig über weite Strecken fliegen kann oder richtig Fahrt aufnimmt und mit Überschallgeschwindigkeit durch die Levels rast.

Der größte Schwachpunkt von Boti: Byteland Overclocked ist jedoch eindeutig die Performance. Das mit der Unreal Engine programmierte Spiel läuft auf vielen Systemkonfigurationen hervorragend, auf einigen, wie z.B. meinem Heimrechner, meinem Arbeitsrechner und meinem Steamdeck jedoch gar nicht oder nur sehr schlecht. Nicht selten stürzt das Spiel ab oder will gar nicht erst starten.

Auch fallen die FPS gerne mal scheinbar grundlos in den niedrigen zweistelligen Bereich, nur um dann wahlweise das Spiel abstürzen zu lassen, oder auf 60 FPS zu springen.

So abwechslungsreich und spaßig das Spiel auch sein mag, Purple Ray Studios müssen hier dringend nachbessern, denn was nützt der beste Titel, wenn ihn eine Vielzahl von Spielern nicht in vollem Umfang genießen können?

Wenn die Performanceprobleme behoben werden und Patches noch etwas Abwechslung in die repetitiven Elemente bringen, verspricht Boti: Byteland Overclocked ein Spaß für Jung und Alt zu werden.          

BOTI Screenshot 5

Fazit

Boti: Byteland Overclocked ist ein Titel, der vor allem jüngere Spieler anspricht und trotz einiger Performance-Probleme ein rundes Spielerlebnis bietet. Wer also Kinder oder jüngere Geschwister hat, die einen neuen 3D-Plattformer brauchen, sollte sich Boti: Byteland Overclocked einmal genauer ansehen. Der Titel von Purple Ray Studio ist set dem 15.09.2023 auf Steam erhältlich. Für Konsolen erscheint Boti: Byteland Overclocked im Verlauf des Jahres.

Habt ihr Lust, mit dem Bot Boti das Innere eures Computers zu erkunden oder seid ihr mit anderen Spielen zufrieden? Verratet uns eure Meinung in den Kommentaren! Falls ihr den Titel übrigens günstig erwerben wollt, schaut doch mal HIER* nach. Alternativ ist vielleicht ein Action Adventure besser für euch geeignet? Dann wäre ja vielleicht Adore ein Spiel für euch!

Reviewbox
80%
Endergebnis
Zusammenfassung

Junge Spieler, sowie Plattformerfans greifen zu, alle anderen schauen sich anderweitig um.

Positives
Hübsche Optik Spaßiges Gameplay Interessante Prämisse
Negatives
Große Performanceprobleme Schwache Story Nichtssagender Sound
  • Grafik87%
  • Sound80%
  • Story70%
  • Gameplay81%

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