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Eine Studie der menschlichen Psychologie“ – so lautet die Beschreibung der im Mai dieses Jahres erschienenen Visual Novel Without a Dawn von Jesse Makkonen auf Steam. Ob diese Visual Novel einen solchen Titel wirklich verdient hat oder ob außer einer spannenden Optik nur wenig dahintersteckt, erfahrt ihr in unserem Review.
Entwicklerstudio: Jesse Makkonen Games
Publisher: Jesse Makkonen Games
Platformen: PC
Releasedatum: 19.05.2025
Metacritic Userscore : n.A
Grafik
Wie immer möchte ich damit beginnen, über die Grafik des Spiels zu sprechen, und lasst mich euch sagen: Es ist wirklich nicht einfach, für diesen hochstilisierten Titel die richtigen Worte zu finden. Tatsächlich lässt sich die Optik von Without a Dawn am ehesten als Weiterentwicklung klassischer ASCII-Bilder verstehen, die durch ständige Veränderung in Bewegung gehalten werden.
Ob es sich dabei um ständig wechselnde Bilder oder tatsächlich wechselnde und unterschiedlich kolorierte Zeichen handelt, vermag ich nach meiner Betrachtung nicht abschließend zu sagen. Doch ungeachtet dessen, wie die Bilder dieses Spiels ihren Weg auf unseren Bildschirm finden, lässt sich an keinem Punkt bestreiten, dass sie voller Charme und Leben sind.
Als Visual-Novel-Fan ist man sowohl herausragende, selbst gezeichnete Grafiken als auch vollkommen langweiligen oder gar KI-generierten Standardfraß gewohnt. Deshalb ist es umso erfrischender, dass Without a Dawn einen völlig eigenen Weg einschlägt, den ich so noch nicht gesehen habe.
Zu jeder Zeit war klar zu erkennen, was abgebildet wurde, und den Zeichenverkettungen gelingt es, eine ganz eigene Stimmung zu erzeugen. Diese Stimmung hat mich in den Bann der sehr kurzen Geschichte gezogen.
Man spürt einfach, dass einiges an Herzblut in die Optik von Without a Dawn geflossen ist. Unabhängig davon, wie diese Bilder erzeugt werden, muss ich sagen, dass das Spiel ein rundes Paket bietet.
Falls ich als Spieler eine andere Farbgebung wünsche, bietet mir das Spiel von Haus aus mehrere Farbvarianten an, die zu jedem meiner Gemütszustände passen dürften. Ich selbst habe lediglich die Standardvariante verwendet und war damit vollkommen glücklich.
Wer also Lust darauf hat, mal etwas anderes auf seinem Display zu sehen und auch nur ein wenig Lust auf Retro bzw. Altgemachtes hat, kann sich Without a Dawn ohne Probleme zu Gemüte führen – eure Augen werden es euch danken.

Sound
Without a Dawn kommt mit einer breiten Palette an Soundeffekten daher. Mit 3D-Kopfhörern klingen diese bestechend echt und tragen dazu bei, die dargestellten Bilder zum Leben zu erwecken.
Es kam häufiger vor, dass ich mich umblickte, um festzustellen, ob das Geräusch aus dem Spiel oder aus der Realität kam. All dies spricht also dafür, dass dieses Einmannprojekt einen Sound hat, von dem sich manche kommerzielle Massenproduktion eine Scheibe abschneiden könnte.
Auf echte Musik wird in „Sound Without a Dawn” allerdings komplett verzichtet. Das Spiel arbeitet ausschließlich mit Soundeffekten und Ambience, die, wie bereits erwähnt, unerwartet hochqualitativ sind.
Ein Titeltrack oder ein wenig musikalische Untermalung wäre Without a Dawn aus meiner Sicht aber durchaus zuträglich gewesen. Natürlich kann ich verstehen, dass es sich bei dieser Entscheidung um ein bewusstes Designelement handelt. Aber zumindest ein Titeltrack hätte für ein wenig mehr Bestandskraft im Bewusstsein der Spieler sorgen können.
So muss ich leider sagen, dass man sich nicht wegen des Sounddesigns an Without a Dawn erinnern wird, obwohl dieses die Erfahrung überhaupt erst ermöglicht. Den Titel stumm zu spielen, wäre zwar ein Verbrechen, doch man verpasst auch nichts, was man nicht schon anderweitig gesehen hätte.

Story
In Without a Dawn begleiten wir unsere namenlose Protagonistin über die Dauer einer Nacht. Getrieben durch eigenartige Träume macht sie einige mysteriöse Entdeckungen und bewältigt eine Reise zur Selbstfindung.
Zum Inhalt der Geschichte kann ich aus zwei Gründen nicht mehr sagen. Einerseits ist die Geschichte wirklich kurz und nach etwas mehr als einer halben Stunde vollständig auserzählt. Zum anderen muss ich gestehen, dass ich nicht sicher bin, ob ich wirklich verstanden habe, was die Macher mit Without a Dawn mitteilen wollten.
Die meisten Zeilen sind relativ kryptisch gehalten und lassen Raum für Interpretation. Der Titel warnt zu Beginn vor verstörenden Motiven in der Geschichte. Sofern ich die Handlung korrekt verstanden habe, muss ich eindeutig sagen, dass ich nicht damit einverstanden bin, wie das im Zentrum stehende Thema der mentalen Gesundheit hier behandelt wird.
Das Ende der Geschichte dreht mir persönlich den Magen um. Nicht etwa, weil er so gorelastig, traurig oder melancholisch wäre, sondern weil ich es geschmacklos finde, ein solch ernstes Thema zu verharmlosen. Konkreter möchte ich nicht werden, da ich sonst die Handlung vorwegnehmen würde.

Gameplay
„Without a Dawn” ist, wie schon erwähnt, eine Visual Novel, weshalb ich meine Bewertung des Gameplays an die für dieses Genre geltenden Maßstäbe anlehnen möchte. Kurzum: Wir lesen und hangeln uns in dieser kinetischen Geschichte von Bildschirm zu Bildschirm, während sich eine lineare Geschichte entfaltet.
Wie bereits erwähnt, ist Without a Dawn ein sehr kurzes Spiel. Das Nachwort des Entwicklers hatte ich nach 35 Minuten durchgelesen und da es nur ein einziges Ende gibt, ist der Wiederspielwert von Without a Dawn nahezu null.
Zwar gibt es viele Auswahlmöglichkeiten, doch in 90 % der Fälle ist die Option, die nicht im Sinne der Handlung steht, nur eine Fake-Option, sodass man früher oder später eben die andere Antwort wählen muss.
Neben dem Lesen und Durchklicken der Bildschirme gibt es also quasi kein Gameplay. Um ein wenig Abwechslung zu schaffen, wurden noch zwei kleine Rätsel eingebaut. Wenn ich vor meinem Kauf weiß, worauf ich mich einlasse, bekomme ich hier eine nette, spannend illustrierte Kurzgeschichte geboten.

Fazit
Alles in allem ist Without a Dawn von Jesse Makkonen ein Titel, der aus der Masse der veröffentlichten Indie-Spiele heraussticht. Während ich mit der Handlung nichts anfangen kann, weiß ich doch die liebevolle und eigenständige Optik zu schätzen. Ich kann diesen Titel all jenen empfehlen, die 8 € für den Kauf auf Steam übrig haben. Wenn ihr lieber eine Visual Novel mit etwas mehr Gameplay spielen wollt, schaut euch doch gerne mal „CEIBA” an, das wir für euch getestet haben.
Teilt uns in den Kommentaren gerne mit, ob ihr unsere Einschätzung teilt oder ob wir komplett danebenliegen.

Review Overview
Zusammenfassung
Für einen kurzen Horrorabend bei düsterer Stimmung geeignet, ansonsten nichts besonderes.
Positives
Eigenständige Optik Guter Surroundsound Trieft vor HerzblutNegatives
Sehr kurze Spieldauer Kaum Wiederspielwert Abschreckende Handlungsauflösung- Grafik81%
- Sound71%
- Story64%
- Gameplay63%
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