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Touch Type Tale von Pumpernickel Studio und gepublished von Mythwright basiert auf genau einer Fähigkeit, die jeder kennt, die manche gut können und andere gerne beherrschen würden: Das Schreiben mit zehn Fingern. Eine Fähigkeit, die den Umgang mit Tastaturen erheblich beschleunigt und gleichzeitig ein gewisses kathartisches Element beinhaltet, das man bei kaum einer anderen Tätigkeit findet. Touch Type Tale reiht sich nun in die Riege der Spiele ein, die diese Fähigkeit zum zentralen Element des Gameplays machen. Ob das Gesamtpaket gelungen ist, oder ob die Tasten bei den Entwicklern geklemmt haben, erfahrt ihr in der folgenden Rezension.
Entwicklerstudio: Pumpernickel Studio
Publisher: Mythwright
Platformen: PC
Releasedatum: 04.11.2024
Metacritic Userscore : n.A
Grafik
Touch Type Tale bietet einen schönen handgezeichneten Stil, der vom Hauptmenü bis hin zu den kleinen Spielfiguren einheitlich und stimmig ist. Handgezeichnete Sprites, die durch leichte Abstraktion in geometrische Formen einen ganz eigenen Stil vermitteln, den ich so noch in keinem Spiel erlebt habe, beglücken meinen Bildschirm in Touch Type Tale. Während die Optik in der Hektik des Gameplays ein wenig untergeht, sticht sie letztendlich vor allem in den fantastisch gestalteten Zwischensequenzen hervor, welche man nur mit dem Wort Augenschmaus bezeichnen kann.
Touch Type Tale hat es tatsächlich geschafft, die auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftige Optik so zu gestalten, dass sie fast schon natürlich wirkt und sich nahtlos in die märchenhafte Handlung einfügt.
Auch das Menüdesign ist lobenswert. Die gesamte Benutzeroberfläche ist sauber und übersichtlich gestaltet, so dass kaum Verwirrung bei der Bedienung von Touch Type Tale aufkommen kann. Alle Schriften sind gut lesbar, die Bedienelemente klar erkennbar und wichtige Informationen so hervorgehoben, dass man immer weiß, worauf man achten muss, sofern man den Blick von der Tastatur nehmen kann.
Wie bereits erwähnt, ist die Optik auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig, und so sehr man sich an der Kunst erfreuen kann, die dieses Spiel so besonders macht, so sehr muss man auch sagen, dass der Mainstream von dem Dargebotenen kaum begeistert sein dürfte.
Der Stil von Touch Type Tale ist einfach sehr speziell und wirkt gerade auf diejenigen, die Triple-A-Titel mit atemberaubenden Set Pieces gewohnt sind, eher abschreckend, weshalb an dieser Stelle die Warnung ausgesprochen werden muss: Kunstliebhaber und Spieler mit ein wenig Weltoffenheit werden sich an diesem Spiel kaum satt sehen können, alle anderen Spieler sollten beim Spielen lieber auf die Tastatur schauen.
Sound
Das Sounddesign von Touch Type Tale ist im Gegensatz zur Optik eher unspektakulär gehalten. Die Musik vermittelt Dringlichkeit, wenn diese notwendig ist, Ruhe, wenn ruhige Phasen an der Tagesordnung sind und Gefahr, wenn man sich in einer bedrohlichen Situation befindet. Die Hintergrundmelodien stechen jedoch zu keinem Zeitpunkt hervor und bleiben somit die ganze Zeit im… naja… Hintergrund.
Soundeffekte werden gut eingesetzt, um euch zu zeigen, ob eure Eingaben erfolgreich waren, ob die Einheiten eure eingetippten Befehle ausführen und ob ihr die richtigen Befehle gebt. Dies erleichtert das Spiel vor allem für diejenigen, die beim Tippen hin und wieder auf den Buchstabenhaufen auf ihrem Schreibtisch schauen müssen, um zu registrieren, wo genau der Fehler in ihrer Eingabe liegt.
Aufgrund der unspektakulären Natur des Soundtracks, der sich jedoch thematisch gut in die dargebotene märchenhafte Erzählung einfügt, und der gelungenen Soundeffekte, die allerdings auch nicht durch ihre Besonderheit hervorstechen, ist an dieser Stelle eine durchschnittliche Bewertung für das Sounddesign von Touch Type Tale angebracht.
Aber halt!
Hier haben meine Finger wohl schneller getippt als mir lieb war und den einen oder anderen Fehler fabriziert. Nervige Dinger, die sich ständig selbstständig machen…
Ein wichtiger Aspekt, der auf keinen Fall unerwähnt bleiben darf, sorgt auch hier wieder für eine positive Bewertung von Touch Type Tale und das ist die fantastische Sprachausgabe, die dieses Märchen begleitet.
Hier haben die Entwickler von Pumpernickel Studio entweder fantastische Sprecher an der Hand oder haben richtig Geld in die Hand genommen, um das Spiel komplett zu vertonen und die Sprecher haben einen fantastischen Job gemacht.
Hier zeigt sich auch wieder, welchen Unterschied eine gute Vertonung zu einer schlechten oder gar keiner macht, die Immersion ist ungleich höher, wenn ein angenehm klingender Sprecher die fantastische Geschichte um den Jungen mit der Schreibmaschine so vermittelt, als würde er ihm gerade eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen. Touch Type Tale sticht also auch in Sachen Sounddesign positiv hervor und verdient sich auch hier eine gute Bewertung.
Story
In Touch Type Tale schlüpfen wir in die Rolle eines Jungen, der mit Hilfe einer magischen Schreibmaschine versucht, die Bewohner des Landes vor Räubern und anderen Übeln zu beschützen, wobei uns in dieser märchenhaften Geschichte die eine oder andere Überraschung erwartet.
Auch der Humor kommt nicht zu kurz, denn an manchen Stellen scheint sich der Titel nicht ganz so ernst zu nehmen, wenn plötzlich die vierte Wand durchbrochen wird oder einzelne Charaktere außerhalb ihrer eigentlichen Rolle agieren.
Versteht mich nicht falsch, diese Einlagen finden nicht ständig statt, wie z.B. in der Dungeons-Serie von Kalypso, oder in einem so grandiosen Ausmaß wie in einer Stanley Parable, sondern sind sinnvoll an einzelnen Stellen in die ansonsten doch einfach gehaltene Geschichte eingestreut.
Und da haben wir es auch schon: Die Schwachstelle von Touch Type Tale: Eine triviale Handlung, die nur dazu dient, dem Spieler einen Rahmen zu geben, um all die anderen Aspekte des Spiels zu entdecken und zu erleben.
So traurig es klingt, aber die Handlung selbst ist tatsächlich so unspannend, dass ich schon kurz nach Beendigung einer Spielsitzung komplett vergessen habe, warum ich mir gerade die Finger blutig getippt habe. Als Visual Novel- und Rollenspielfan bluten mir in diesem Fall natürlich nicht nur die Hände, sondern auch das Herz, allerdings muss man sagen, dass die Ressourcen der Entwickler ganz klar in die anderen Aspekte von Touch Type Tale geflossen sind und ich somit über die schwache Handlung ganz gut hinwegsehen kann.
Gameplay
Im Laufe der Jahre habe ich verschiedene Tippspiele gespielt, wie Epistory oder The Textorcist, um nur zwei zu nennen, und alle haben mir Spaß gemacht, weil sie ein Genre repräsentieren, das das Zehnfingerschreiben fördert, eine Fähigkeit, die auch im wirklichen Leben unglaublich wichtig ist.
Touch Type Tale sticht jedoch unter den Genrevertretern hervor, da es durch die Mischung aus Tipp- und Strategiespiel etwas schafft, was es so noch nicht gegeben hat. Diese einzigartige Kombination ist nicht nur besonders interessant, sondern auch besonders gut gelungen.
Das Spielprinzip ist grundsätzlich so aufgebaut, dass man seine Figuren auf einer Kampfkarte hin und her bewegt, indem man die Wörter eingibt, die auf den verschiedenen Wegen, auf denen sich die Figuren bewegen, angezeigt werden. Für zusätzliche strategische Tiefe sorgen Tastenkombinationen, mit denen sich Einheiten aufteilen oder bestimmte Einheitenformationen auswählen lassen, wie man es von bekannten RTS-Titeln kennt.
Doch die Einheiten werden dem Spieler nicht einfach geschenkt, denn um überhaupt Einheiten zu erhalten, müssen Bauplätze besetzt und mit verschiedenen Gebäuden bebaut werden, natürlich alles durch das Eintippen von Wörtern.
Je nach Gebäude können so verschiedene Einheiten ausgebildet werden oder Einnahmen generiert werden, um die Wirtschaft zu stärken, die wie in jedem guten RTS gut ausbalanciert sein will, um das eigene Königreich am Laufen zu halten, denn natürlich gilt auch in Touch Type Tale: Ohne Moss nix los!
Es ist also an der Zeit, in die Hände zu spucken und zumindest zu Beginn des Spiels reichlich Gold aus einer Mine zu schürfen, das allerdings nur durch ständiges manuelles Eintippen produziert wird, was euch gleich zu Beginn stark auslastet.
Nun nützen euch die abgebauten Goldbrocken wenig, wenn sie vor eurer Mine liegen, weshalb ihr in der Stadt Arbeiter anheuern müsst, um sie zu transportieren. Wem das zu mühsam ist, der kann sich auch eine Farm bauen, die über einen Timer Gold produziert und nur alle paar Minuten von euch bewirtschaftet werden muss.
An dieser Stelle muss auch der im Spiel vorhandene Tag- und Nachtrhythmus erwähnt werden, denn während einige Mechaniken nur tagsüber zur Verfügung stehen, ist es umgekehrt genauso und wieder andere Einheiten und Gebäude funktionieren unabhängig von der Tageszeit.
Man merkt schon, dass hier einiges an Spieltiefe versteckt ist. Im Grunde man sich in Touch Type Tale also um deine Wirtschaft kümmern, gleichzeitig eine Armee aufbauen und diese koordinieren. Ein Fest für Multitasking-Talente.
Und als wäre das noch nicht genug, steht dem Spieler nach einigen Leveln sogar Magie zur Verfügung, die er einsetzen kann, um in schwierigen Situationen das Blatt zu wenden oder sich einen strategischen Vorteil gegenüber dem Feind zu verschaffen.
Die Magie erhält man übrigens durch fehlerfreies Tippen der vielen Buchstaben und Wörter. Es geht also nicht darum, so schnell wie möglich zu tippen, sondern es richtig zu machen. Genau wie im richtigen Büroalltag.
Der Schwierigkeitsgrad ist dabei nicht ganz einfach auszubalancieren. Während geübte Tipper relativ gut zurechtkommen, kann das Spiel für Anfänger trotz der vielen Schwierigkeitsoptionen recht schnell frustrierend werden.
Meines Erachtens ist dies aber auch genau die Intention, die Pumpernickel Studio mit Touch Type Tales verfolgt: Jedes Level stellt eine neue Herausforderung dar und wie jeder, der sich mit dem Erlernen einer Fertigkeit auseinandergesetzt hat, weiß, kann man nur durch Herausforderungen über sich hinauswachsen.
Während absolute Anfänger, die das Zehnfingersystem noch nicht beherrschen, besser einen Kurs besuchen sollten, können diejenigen, die auch nur wenige Wörter pro Minute blind schreiben können, hier an ihren Fähigkeiten feilen.
Mit ca. 60 WPM ist man hier auf einem guten Weg, das Spiel mit einer angemessenen Herausforderung auf der mittleren Schwierigkeitsstufe zu beenden.
Wenn ich vom Beenden von Touch Type Tale spreche, dann meine ich den Story-Modus, der einige Stunden Inhalt bietet, aber wem das noch nicht reicht, der findet in Touch Type Tale auch noch die Modi „Gefecht“, in dem der Spieler noch einmal gegen Gegner aus der Story antreten kann, und den Multiplayer-Modus, in dem der Spieler online gegen andere Spieler antreten kann, um seine Tippfähigkeiten zu messen.
Wer mit Tippspielen nichts am Hut hat, aber etwas frische Luft in diesem Genre braucht, für den ist Touch Type Tale genau der richtige Titel, am Ende wird der Spaß mindestens so groß sein wie die Anzahl der getippten Zeichen.
Fazit
Touch Type Tales von Pumpernickel Studio kam für mich aus dem Nichts und hat sich in diesem Jahr ganz nach oben auf die Liste meiner Lieblingstitel gekämpft. Das liegt nicht nur an der charmanten Umsetzung des Spiels, sondern auch an meiner Liebe zum Genre. Wer jetzt Blut geleckt hat und selbst in die Tasten hauen möchte, kann Touch Type Tale hier auf Steam kaufen oder sich HIER* einen richtig guten Deal für das Spiel sichern.
Wer lieber liest als schreibt, dem kann ich CEIBA empfehlen, eine Visual Novel, die wir vor kurzem für euch getestet haben.
Was haltet ihr von Touch Type Tale? Ist der Titel etwas für euch oder nutzt ihr eure Anschläge pro Minute lieber, um Artikel wie diesen zu schreiben? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Touch Type tale ist eine Revolution unter den Tippspielen.
Positives
Einzigartiges Gameplay Fantastische Grafik Sehr gutes LerninstrumentNegatives
Schwache Story Teilweise sehr hektisch Hoher Schwierigkeitsgrad- Grafik84%
- Sound83%
- Story64%
- Gameplay93%
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