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Ihr mögt Plattformer? Ihr habt eine Vr-Brille? Dann hat das Entwicklerteam Rekt Games mit Stilt, welches von VRKiwi im Jahr 2024 gepublished wurde, eine wirklich feine Überraschung für euch gebastelt, die Freunde klassischer Collectathons in Ekstase versetzen wird. Warum genau ich das behaupte, erfahrt ihr in diesem Review zu Stilt.
Entwicklerstudio: Rekt Games
Publisher: VRKiwi
Platformen: PC, Meta Quest, PSVR2
Releasedatum: 08.03.2024
Metacritic Userscore : n.A
Grafik
Als VR-Spieler ist man es gewohnt, Abstriche bei der Grafik zu machen, um ein einzigartig immersives Gameplay genießen zu können. Zwar gibt es Grafikbomber wie HalfLife: Alyx oder VR Mods für echte 2D Spiele, bei denen man aus dem Staunen kaum noch herauskommt, aber Stilt reiht sich nicht in diese Riege ein und versucht es auch gar nicht erst.
Mit seinem quietschbunten Look fühlt man sich eher in eine Welt voller Eskapismus und Realitätsferne versetzt, in der Realismus keine Rolle spielt. Im weiten Feld der VR-Spiele erinnert mich die Optik noch am ehesten an Garden oft he Sea von NEAT Corporation, das schon zum Release mit einer schönen Optik und Weltgestaltung glänzen konnte.
Nun wollen wir hier aber nicht über alte Kamellen reden, sondern über die Optik von Stilt, welche durch eine klare Farbgebung und Aufteilung der Areale zu glänzen weiß. Die 3D-Objekte, die in den einzelnen Levels verteilt wurden, sind zwar mit relativ wenigen Polygonen ausgestattet, wirken dadurch aber keineswegs deplatziert. Vielmehr fügen sie sich optimal in eine Welt ein, welche so auch in den frühen PS2 Zeiten entstanden sein könnte, nur mit besserer Kantenglättung.
In den rund fünf Stunden, die ich mit Stilt verbracht habe, kann ich mich an keinen Moment erinnern, in dem ich ernsthaft die Orientierung verloren hätte oder mit Elementen konfrontiert worden wäre, die ich nicht in dieser Welt vermutet hätte. Der Stil von Stilt ist also stimmig und bleibt zumindest für ein paar Spielstunden intakt. Ein Segen im Zeitalter der Assetflips, vor allem im VR-Bereich.
Auch die Gegner, die in einigen unterschiedlichen Formen auftreten, wirken stimmig und wie aus einem Guss mit der Welt. Abgerundet wird das Ganze durch ein sehr unaufdringliches Interface, welches im Spiel selbst außerhalb der Räume mit speziellen Mechaniken nur durch einen Blick in den Himmel in Erscheinung tritt.
Abschließend lässt sich also festhalten, dass Stilt zwar optisch niemanden vom Hocker reißen wird, die liebevoll gestalteten Levels mit den darin lebenden Gegnern aber durchaus zu überzeugen wissen, sofern man sich auf ein stilisiertes Jump’n’Run-Erlebnis einlassen möchte.

Sound
Erinnert ihr euch noch an Banjo Kazooie, Donkey Kong 64 oder Spyro? Das musikalische Design von Stilt knüpft direkt daran an und kommt unaufdringlich, aber eingängig daher. Zugegeben, mit einem „A Hat in Time“ kann es musikalisch nicht mithalten, aber zu keinem Zeitpunkt war ich genervt von den Tracks, die mir durch die Kopfhörer geschickt wurden.
Einzig die Abwechslung könnte man vielleicht bemängeln, wobei anzumerken ist, dass ich in meinen fünf Stunden natürlich nicht alle Levels durchspielen konnte und sich der eine oder andere versteckte Kracher vielleicht noch in späteren Spielwelten versteckt.
Ansonsten ist Stilt gut abgemischt und die vorhandenen Soundeffekte unterstreichen das Spielgeschehen jederzeit optimal. Sei es das befriedigende „Boing“, wenn man mit seinen Stelzen durch die Gegend hüpft, das Rascheln eines versteckten Pakets oder die Geräusche, die die Gegner von sich geben, bevor man sie vernichtet, zu keinem Zeitpunkt wirkt Stilt so, als hätten sich die Entwickler in einer Soundbibliothek verirrt.
Kleine Jingles nach dem Einsammeln von wichtigen Gegenständen, dem Abschließen eines Levels oder dem unvermeidlichen Game Over bringen ein wenig Abwechslung in den Plattformer-Alltag und fügen sich gut in das Geschehen ein.
So ist Stilt soundtechnisch weder besonders herausragend noch unterdurchschnittlich. Er kann lediglich als absolut in Ordnung bezeichnet werden.

Story
Stilt gab mir wirklich Anlass darüber nachzudenken, ob es fair ist, die Story eines Spiels in meine Gesamtwertung einfließen zu lassen, wenn der Titel, wie es bei Stilt der Fall ist, nicht einmal Ansätze zeigt, eine spannende Geschichte vermitteln zu wollen.
Also habe ich mir meine Reviews der Vergangenheit noch einmal durchgelesen und bin zu dem Schluss gekommen: Ja, es ist notwendig, denn auch wenn ein Spiel nicht versucht, eine ausgefeilte Story zu vermitteln, so bietet die Handlung abseits von Minispielsammlungen zumindest den Rahmen, der dem Spieler Anlass gibt, sich mit der Welt zu beschäftigen.
Wie geht Stilt nun mit dieser Aufgabe um? Nach dem Start des Spiels befinden wir uns auf einem Schiff, das plötzlich von etwas erschüttert wird. Von unserer Neugier getrieben, begeben wir uns in den Laderaum unseres Schiffes und stellen fest, dass dort viele Pakete und Briefmarken liegen.
Ich schließe also: Wir sind offenbar ein Paketbote. Doch dann wird das Heck unseres Schiffes von einem Augenmonster aufgerissen und wir fallen aus dem Schiff in die Spielwelt von Stilt, wo wir die verlorenen Briefmarken und Päckchen wieder einsammeln und einen Berg erklimmen, auf dem das Augenmonster unser Schiff in seinen Tentakeln hält.
Das ist meine Interpretation der Geschichte von Stilt. Interpretation deshalb, weil es keine Dialoge gibt, die diese Handlung vermitteln. Das ist nun bei vielen Jump’n’Run-Klassikern wie den originalen Mario-Spielen auch der Fall, aber im Zeitalter der 3D-Jump’n’Runs gibt es auch reichlich Dialogzeilen und Lore, die die Handlung stützen, die aber in Stilt weitestgehend fehlen.
Zur Ehrenrettung muss erwähnt werden, dass Stilt von einem sehr kleinen Team entwickelt wurde, weshalb der Fokus natürlich auf den vielen anderen gut gelungenen Aspekten des Spiels lag, aber ein wenig Mühe hätte man sich durchaus geben können, den Spieler in die Welt von Stilt einzuführen und Hintergründe zu vermitteln.

Gameplay
Kommen wir nun zum Highlight von Stilt. Vorab, das Spiel lief butterweich mit 90 Frames auf meiner Quest2 via Steam VR und ich konnte keinerlei Ruckler oder ähnliches feststellen, was bei einem VR Spiel essentiell für ein gutes Spielerlebnis ist.
Wie funktioniert Stilt nun? Eigentlich relativ einfach, auf seinen Stelzen läuft oder hüpft man durch die Welt, sammelt Briefmarken, die mit den Münzen aus Mario vergleichbar sind, Geschenke, die wie Sterne oder Monde aussehen oder springt auf Gegner um sie ins Jenseits zu befördern.
Außerhalb der Bonusräume, in denen besondere (und zum Teil auch besonders schwere) Herausforderungen bewältigt werden müssen, um weitere Geschenke zu sammeln, gibt es kein Zeitlimit. Ihr könnt euch also alle Zeit der Welt nehmen, um durch die liebevoll gestalteten und farbenfrohen Level zu hüpfen.
Das funktioniert in Stilt nach einer kurzen Eingewöhnungszeit auch schnell sehr gut, tatsächlich möchte ich behaupten, dass ich noch in keinem VR-Titel so viel Spaß hatte mich durch die Welt zu bewegen. Es macht einfach Spaß durch die Gegend zu hüpfen und man kommt schnell in einen Flow, in dem einem jeder weitere Sprung perfekt gelingt.
Der Schwierigkeitsgrad ist angemessen und zu keinem Zeitpunkt des Hauptspiels überfordernd, die einzige große Herausforderung waren für mich die bereits erwähnten Bonusräume, in denen ich die meisten meiner Game Overs in meiner Spielzeit erlebt habe.
Übrigens: Wenn es euch wie mir geht und ihr euer Leben verliert, habt ihr am letzten Checkpoint die Möglichkeit, gegen eine kleine Zahlung in Form von Marken weiterzuspielen. Wer nicht so tief in die Tasche greifen kann oder will, muss das Level von vorne beginnen. Da die Level im Laufe des Spiels natürlich immer schwieriger werden, kommt das zwar immer mal wieder vor, war aber zumindest für mich zu keinem Zeitpunkt frustrierend.
Um das Gameplay etwas aufzupeppen, gibt es in Stilt noch zahlreiche Upgrades für eure Stelzen, mit denen ihr zum Beispiel Raketen abfeuern, Sammelgegenstände aufsaugen oder die Zeit verlangsamen könnt. Das sind alles nützliche kleine Gadgets, die clever in das Gameplay integriert wurden.
Für VR-Neulinge würde ich Stilt allerdings nur bedingt empfehlen. Durch die teilweise doch recht hektischen Bewegungen, die man in der Realität selten bis nie erlebt, kann ich mir durchaus vorstellen, dass Stilt eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigt, wenn man die Bewegung in VR Welten nicht gewohnt ist.
Stilt lässt sich sowohl im Sitzen als auch im Stehen gut spielen, wobei ich nur im Stehen die nötige Flexibilität hatte, um alle Jump’n’Run Passagen gut zu überwinden. Allerdings reicht auch ein sehr kleiner Spielraum aus, ich hatte aufgrund diverser Umbaumaßnahmen nur etwa drei Quadratmeter zur Verfügung und konnte trotzdem ohne Probleme in Stilt vorankommen.
Aus spielerischer Sicht ist Stilt somit ein Vorzeigebeispiel dafür, wie ein Jump’n’Run in VR aussehen kann, was ich mit einer entsprechend hohen Wertung honorieren möchte.

Fazit
Stilt von Rekt Games ist ein Paradebeispiel dafür, was es heißt VR voranzutreiben. Ein Jump’n’Run, das spielerisch auf ganzer Linie überzeugt und ähnlich wie Moss, Half-Life: Alyx oder Beatsaber in jede Bibliothek eines VR-Enthusiasten gehört. Wenn ihr Lust auf Stilt bekommen habt, könnt ihr es für 19,50€ bei Steam kaufen. HIER* findet ihr vielleicht auch ein gutes Angebot für Steam Guthaben. Und wenn ihr in VR mehr auf Rätsel als auf Plattformer steht, kann ich euch House of Da Vinci VR empfehlen, das wir für euch getestet haben.
So, genug geplaudert, ich will weiterspielen. Sagt mir doch in den Kommentaren, ob ihr mit Stilt etwas anfangen könnt oder nicht.
Stilt wurde uns zu Testzwecken kostenlos zur Verfügung gestellt.

Zusammenfassung
Zusammenfassung
VR Enthusiasten greifen zu, Neulinge gewöhnen sich lieber langsam ein
Positives
Schöne Grafik Guter Schwierigkeitsgrad Tolles MovementNegatives
Kaum vorhandene Story Leerer Multiplayer Einzelne Abstüze- Grafik82%
- Sound75%
- Story60%
- Gameplay98%
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