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Bereits vor einer Weile habe ich für euch aufgeschlüsselt, weshalb Silent Hill 2 wohl eines der besten Horrorspiele aller Zeiten ist, und vor kurzem wurde die freudige Nachricht überbracht, dass neben dem bald bevorstehenden Release von Silent Hill F auch ein Remake von Silent Hill ins Haus steht. Ein Traum, den man sich vor zwei Jahren noch nicht einmal zu träumen getraut hätte.
Heute möchte ich mich jedoch darauf beschränken, das Silent Hill 2 Remake von Bloober Team ein wenig auseinanderzunehmen und zu erläutern, warum es zu den besten Remakes der jüngeren Vergangenheit gehört. Dabei stehen drei Schlagworte im Fokus, die das Remake von Silent Hill 2 so hervorheben und die wir im Folgenden durchgehen wollen: Originaltreue, Atmosphäre, Modernisierung.
Originaltreue
Selbstverständlich muss ein Remake seiner Vorlage folgen, ansonsten könnte es direkt als neuer Teil veröffentlicht werden und würde somit eine ganz andere Zielgruppe ansprechen. Das Silent Hill 2-Remake wurde vollständig in einer neuen Engine nachgebaut. Während selbstverständlich Änderungen und Modernisierungen vorgenommen wurden, hält es sich doch weitgehend stringent an das Original.
Die Story verläuft identisch, erhält durch die eine oder andere hinzugefügte oder abgewandelte Sequenz jedoch neue Tiefe und wird insgesamt verständlicher als das Original.
Auch begegnen uns alle Gegnertypen aus der Vergangenheit wieder, die wir so lieben oder eher fürchten gelernt haben. Sie handeln zumindest im Kern weiterhin so und ihre Mechaniken sind so ausgeprägt wie im ursprünglichen Silent Hill 2.
Auch die Orte, die man besucht, sind zwar anders, aber eben doch gleich. Beispielsweise weiß man: Ja, ich muss jetzt in die Apartments, die aus zwei Teilen bestehen, an deren Ende ein Bosskampf bevorsteht. Daran ändert sich nichts, doch alles sieht frischer aus und die Wege sind vielleicht leicht anders.
Insgesamt fühlt es sich wie ein Nachhausekommen an, bei dem man bemerkt, dass die Fassade des Hauses neu gestrichen wurde, ein neues Sofa im Wohnzimmer steht und das Bad neu gefliest wurde: Einige Elemente sind neu und ungewohnt, aber es ist immer noch das gleiche Haus, in dem man so viele Erinnerungen gemacht hat und das man zu lieben gelernt hat.
Deshalb bin ich mir sicher: Wäre Silent Hill 2 nicht im Jahr 2001, sondern 2025 zum ersten Mal erschienen, hätte es kaum besser sein können als das Remake, das uns das Bloober Team kredenzt hat. Denn es gelingt hier, so wie nur wenigen Spielen, eine einzigartige Atmosphäre zu schaffen.

Atmosphäre
Ein Remake eines beliebten Titels aus der Vergangenheit wie Silent Hill 2 hat genau eine einzige Aufgabe: das Erlebnis, das man in der Vergangenheit mit dem jeweiligen Titel hatte, wieder aufleben zu lassen.
Es geht nicht darum, was auf der Bildfläche wirklich stattfindet, sondern welche Bilder, Gefühle und Regungen sich im Kopf des Spielers entwickeln. Dies gilt zwar für alle Remakes, betrifft die Sparte des psychologischen Horrors jedoch umso mehr. Schließlich ist es die Angst, die uns durch dunkle Gassen und schaurige Örtlichkeiten führt, die uns den Kick gibt, der uns vorantreibt, und uns das kribbelige Gefühl der Gefahr verleiht – wohlwissend, dass wir doch sicher sind, sobald wir den PC oder unsere Konsole ausschalten.
Das Silent Hill 2-Remake gelingt genau das in dem Maße, in welchem es auch das Original geschafft hat. Ich muss zugeben, dass ich ein eher ängstlicher Spieler bin, doch selten habe ich eine so existenzielle Furcht gespürt, wie ich sie mit 13 beim Spielen des Originals hatte.
Während ich nun, zwei Jahrzehnte später, den zweiten Teil deutlich abgebrühter spiele, kommen immer wieder die Erinnerungen daran auf, wie ich mich damals fürchtete, wenn ich die Orte sah, die mich damals gruselten. Ein weißer Lieferwagen erinnert mich daran, wie ich den Controller vor Schreck fallen ließ, als ein Gegner darunter auftauchte. Das Schaben des Schwertes von Pyramid Head lässt meine Nackenhaare zu Berge stehen, wenn ich mich an den schier unbesiegbar erscheinenden Gegner erinnere, und das seltsame, spastische Zucken der Krankenschwestern wirkt auch hier so unnatürlich, dass ich mir wünsche, niemals wieder eine Einrichtung zur Gesundheitspflege betreten zu müssen.
Doch wie schafft es das Bloober Team, die Atmosphäre des Originals so gut einzufangen? Es ist das Sounddesign, die Lichtstimmung, das Gefühl von Ressourcenknappheit und die Unvorhersehbarkeit des Handelns der Gegner.
Das Basismaterial, aus dem Bloober Team schöpfen konnte, war bereits unglaublich gut, sodass sie diesem lediglich einen neuen Anstrich verpassen mussten.

Modernisierung
Wie ich bereits in meiner Rede über die Originaltreue angemerkt habe, ist es Bloober Team mit ihrem Silent Hill 2-Remake gelungen, das Originalspiel in einer neuen Engine mit einem neuen Farbanstrich aufzulegen. Dabei wurden natürlich auch einige Dinge verändert, doch aus meiner Sicht alles zum Besseren.
Über die Grafik möchte ich hier nicht sprechen, da es bei einem Remaster selbstverständlich sein sollte, den zu überarbeitenden Titel auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen.
Neben der Grafik fällt einem natürlich sofort die moderne Steuerung und das überarbeitete Kampfsystem auf. Wer das Original von Silent Hill 2 gespielt hat, weiß, dass das Kampfsystem sehr klobig und ungelenk war. Dies trug zwar sehr zum Survival-Horror-Aspekt bei, war aber wohl kaum eine absichtliche Entscheidung der Entwickler, sondern eher der damaligen Technik geschuldet.
Im Remake von Silent Hill 2 steuert sich unser Protagonist James hingegen wie Butter. Er kann ausweichen, sprinten, sich ducken und sich auch im Nahkampf mit den meisten Kreaturen ganz ordentlich hervortun, sofern man deren Muster lernt und auf Verzögerungen der Angriffe sowie Anpassungen in deren Mustern vorbereitet ist.
Bloober Team hat das Kampfsystem von einem klobigen Wrack in ein System verwandelt, für das es kaum eine andere Beschreibung als „Easy to learn, hard to master” gibt. Eine Veränderung, die nur positiv gesehen werden kann, da der Spieler dadurch nicht nur eine höhere Immersion erlebt, sondern auch aktiver zum Gelingen oder Misslingen eines Kampfes beitragen kann.
Neben dem Kampfsystem wurden selbstverständlich auch die Rätsel von Silent Hill 2 Remake angepasst. Schließlich wäre es langweilig, das Spiel mit den exakt gleichen Zahlenkombinationen wie vor zwanzig Jahren durchzuspielen.
Hier hätte man den leichten Weg wählen und die Lösungen einfach umstrukturieren können, aber das hat Bloober Team nicht gereicht. Sie sind den extra Schritt gegangen und haben völlig neue Rätsel eingebaut, vorhandene umstrukturiert oder diese gar als sogenannten Roten Hering verwendet.
Durch diese Änderungen werden nicht nur viele längst vergessene Erinnerungen an das Original wach, wenn man Vergleiche dazu zieht, wie eine bestimmte Tür früher zu öffnen war. Es zeigt auch, dass Silent Hill 2 Remake mit Leidenschaft entwickelt wurde und somit den Geist des Originals trotz der modernen Gestaltung unumstritten vermittelt.
Doch es gibt noch einen weiteren Punkt, der durch die Modernisierung von Silent Hill 2 verbessert wurde – und das, obwohl eigentlich kaum etwas daran geändert wurde. Die Story.
Manche mögen nun aufschreien, doch lasst mich ausreden. Die Geschichte von Silent Hill 2 wurde im Original kryptisch erzählt. Wenn man ehrlich ist, musste man sich vieles von dem, was dort vor sich geht, über Jahre hinweg in Onlineforen und auf dem Schulhof zusammenreimen.
Diese Elemente gibt es zweifellos auch im Remake und es bleibt der originalen Handlung treu, doch es macht sie einfacher zu verstehen. Sie ist expliziter, greifbarer und einfach weniger kryptisch. Nach dem Durchspielen hat auch jemand, der noch nie zuvor mit Silent Hill 2 in Berührung gekommen ist, das Gefühl, den Alptraum weitgehend verstanden zu haben, den er gerade durchgestanden hat.
Dabei verpassen es die Entwickler aber auch nicht, neue Mysterien einzubauen, die dem Fandom zu denken geben, sei es nur die Leiche von James, die man vor dem Kampf mit Eddy auf den Fliesen findet.

Fazit
Wenn man all diese Punkte zusammennimmt, sollte klar geworden sein, was Bloober Team mit ihrem Remake von Silent Hill 2 so alles richtig gemacht haben. Es stimmt mich zuversichtlich auf das Remake von Silent Hill, dass das gleiche Team, welches für dieses Meisterwerk verantwortlich ist, sich an einem Titel austoben darf, der ein Remake wirklich bitter nötig hat.
Gespannt bin ich auch auf Silent Hill F, das bald über unsere Bildschirme flackern wird. Wenn ihr es gar nicht mehr erwarten könnt, euch zu gruseln, Silent Hill 2 Remake aber schon durchgespielt habt, schaut euch doch mal Shift 87 an – einen Titel, den wir bereits vor einiger Zeit für euch getestet haben.
Lasst mich in den Kommentaren wissen, ob ich bei meiner Übersicht zu Silent Hill 2 Remake einen Aspekt vergessen habe, der auf keinen Fall unerwähnt bleiben darf.
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