Review

Ring of Pain (2020) – Das beste Eulenspiel?

Ring of Pain Cover

Steht ihr eigentlich auf Eulen? Wenn ihr mit Ja geantwortet habt, solltet ihr das noch einmal überdenken, denn was so eine Eule alles anrichten kann, wenn man ihr Sprechen und Kartenlegen beibringt verraten wir euch hier in unserem Test des kartenbasierten Roguelites von Twice Different namens Ring of Pain.

Entwicklerstudio: Simon Boxer, Twice Different

Publisher: Humble Games

Platformen: SwitchPC

Releasedatum: 15.10.2020

Metacritic Userscore : 7.4 / 10

Grafik

Bei einem Kartenspiel steht natürlich die Gestaltung der Karten im Vordergrund. Hier fällt bei Ring of Pain sofort der expressionistische Zeichenstil der Karten auf, harte Kanten und skurrile Formen werden verwendet, um Gegner und Gegenstände darzustellen. Der Artstyle ist klar darauf ausgerichtet, ein Unbehagen beim Spieler hervorzurufen, was nicht nur durch die skurrilen Monster, sondern auch durch die bedrückende Atmosphäre der Umgebung gelingt.

Durch klar markierte Farbunterschiede kann sich ein neuer Spieler innerhalb der ersten zehn Minuten problemlos in Ring of Pain zurechtfinden, wobei bei der Farbgestaltung Rottöne dominieren. Gelb steht für Karten, die die eigenen Statussymbole verbessern können, Grün und Blau werden für Spezialeffekte, Schatztruhen und Items verwendet, Gegner sind immer mit roten Elementen gekennzeichnet und Heilung wird in Pink dargestellt.

Eine klare Farbcodierung ist bei einem Kartenspiel unerlässlich und Ring of Pain leistet hier gute Arbeit. Leider bietet das Spiel abseits der Karten wenig Abwechslung. Die Hintergründe, die ebenfalls nur der Atmosphäre dienen, sind meist düster, aber ohne ansprechende Details abgesehen von dem ein oder anderen pinken Blitz.

Erst in späteren Spielabschnitten gibt es auch Elemente, die in das Spielgeschehen selbst integriert werden. Viel mehr kann ich hier leider nicht verraten, da ich sonst spoilern müsste, was euch am Ende eines Spieldurchgangs erwartet.

Es sei nur so viel verraten, dass der eine oder andere Pfad in Ring of Pain einige mechanische und optische Überraschungen birgt, die ich in den ersten Minuten nicht erwartet hätte.

Das Interface ist übersichtlich gestaltet. Im Hauptmenü gibt es keine Zweifel, welcher Button was bewirkt. Während des eigentlichen Spielens sind die Elemente der Benutzeroberfläche in Ring of Pain immer dezent am unteren Bildschirmrand angeordnet, so dass sie sich zu keinem Zeitpunkt in den Vordergrund drängen.

Dies ist vor allem deshalb positiv zu bewerten, da man nicht ständig Details zu den ausgerüsteten Gegenständen wissen muss, sondern bei Bedarf mit einem kurzen Mouseover alles Relevante angezeigt bekommt.

Durch das schlichte, funktionale, aber dennoch gut in die Spielthematik integrierte Interface bietet Ring of Pain hier ein gutes optisches Erlebnis, das im Zusammenspiel mit den kargen Hintergründen den Blick auf die liebevoll gestalteten Karten lenkt, die optisch vielleicht gewöhnungsbedürftig sind, aber das Herzstück des Spiels darstellen.

In Ring of Pain erwartet euch zwar kein optischer Knaller, aber auf jeden Fall ein anschauliches Gesamtbild.

Rinf of Pain Screenshot 1

Sound

Das Sounddesign von Ring of Pain ist meiner Meinung nach der schwächste Punkt des kartenbasierten Roguelikes. Nicht, weil es nichts Interessantes zu hören gäbe, sondern weil irgendwie alles gleich klingt.

Im Hauptmenü des Spiels wird man von verstörenden Tönen und Dissonanzen empfangen, die einem sofort klarmachen, dass das Erlebnis, das einen nach dem Klick auf den Button „Neues Spiel“ erwartet, kein angenehmes sein wird.

Kleine Effekte, wie das Knistern von Stroh, wenn man sich bewegt, oder das Schmatzen, wenn man einen Gegner angreift oder angegriffen wird, unterstreichen dieses unangenehme Gefühl, welches sich beim Spielen von Ring of Pain in der Magengegend ausbreitet.

Als wären die seltsamen Klänge nicht schon genug, schleicht sich hier und da auch noch die eine oder andere wild gewordene Geige ins Klangbild und gibt mir mit ihren schief gespielten Tönen den Rest.

Zwischendurch gibt es aber auch immer wieder kurze Verschnaufpausen, in denen ruhigere Töne angeschlagen werden, die Dark Souls-esque klingen und deutlich verkünden: Hier mag es ruhig sein, aber der Tod wartet schon eine Karte weiter.

Kommt man dann ein Stück voran und hat das Pech, auf dem Weg zu einem Bossraum gelandet zu sein, packt das Spiel die Pauken und Trompeten aus und signalisiert damit unmissverständlich: Bis hierhin und nicht weiter, du hast den Weg der Schmerzen in Ring of Pain gewählt.

Das klingt alles nicht schlecht, aber leider ist es die Menge, die hier das Gift macht. Es gibt einfach keine Abwechslung und so fühlte ich mich recht schnell von der bedrohlichen Atmosphäre übersättigt.

Für den einen oder anderen Spieler kann die Stimmung der Musik sogar so bedrückend sein, dass er die Lust an der ständigen Bedrohung verliert und sich Spielspaß und purer Stress die Klinke in die Hand geben.

Das Sounddesign von Ring of Pain hat mich daher nicht überzeugt. Zwar erfüllt es durchaus seinen Zweck und lässt den Spieler um jeden einzelnen Zug bangen, aber gerade wegen der Einheitlichkeit der musikalischen Stimmung ist es dann doch etwas zu viel des Guten.

Rinf of Pain Screenshot 2

Story

Ring of Pain ist eines dieser Spiele, bei denen man sich fragt: Was mache ich hier eigentlich? Warum ist da diese komische Eule? Und warum liegt hier Stroh? (Ja, das ist tatsächlich eine Frage, die man sich bei diesem Titel stellen kann).

Das Spiel hat eine Geschichte, die nur durch einzelne Aussagen von NPCs vermittelt wird. Und wenn ich von Aussagen spreche, dann meine ich wirklich ein, zwei Sätze, die für sich allein genommen sinnlos sind und nur im Gefüge vieler verschiedener Einzelaussagen einen Sinn ergeben.

Ich persönlich bin kein Fan dieser Erzählweise, weil sie immer den Eindruck erweckt, dass die Geschichte mehr Tiefgang hätte, als sie tatsächlich hat. Außerdem fördert diese Art des Erzählens Lazy Storywriting, da man sich keine Gedanken mehr über die Kohärenz machen muss, schließlich werden die Spieler diese durch die vielen, wie auch immer gearteten, Fantheorien schon irgendwie zusammenbasteln.

Ich hatte zu keinem Zeitpunkt in Ring of Pain das Gefühl, zu wissen, warum ich gerade etwas tue oder weshalb mir ein Charakter jetzt wohlgesonnen ist oder nicht. Soweit ich in meiner Spielzeit verstanden habe, worum es geht, symbolisieren die Eule, die uns in das Spiel einführt, und das später auftauchende Schattenwesen einen inneren Konflikt um Gut und Böse, den wir nun durch unser Karten geschiebe austragen. Diese Interpretation kann allerdings so richtig oder falsch sein, wie man möchte, das ist Fluch und Segen einer solch kryptischen Storyvermittlung zugleich.

Besonders schade ist, dass der Spieler kaum Interaktionsmöglichkeiten mit den wenigen Charakteren hat, die sich herablassen, mit uns zu kommunizieren. Lediglich am Ende eines Spieldurchgangs kann man eine relevante Entscheidung treffen, die ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte. Alle weiteren Interaktionen beschränken sich auf das Abspielen eines kurzen, vorgegebenen Satzes, den man nach dem ersten Lesen getrost überspringen kann.

Einzig positiv zu erwähnen ist, dass ring of Pain komplett ins deutsche lokalisiert wurde. Keine Selbstverständlichkeit für ein Indie Spiel.

Spieler, die eine spannende Handlung erwarten oder sich etwas aus sinnvoll vorgegebenen und erklärten Zielen machen, sollten hier lieber zu anderen Spielen greifen. Ring of Pain hat mich hier absolut nicht überzeugt.

Rinf of Pain Screenshot 3

Gameplay

Ring of Pain ist, wie bereits erwähnt, ein kartenbasiertes Rollenspiel und roguelite zugleich, wodurch häufiges Sterben und neu beginnen Teil des Spielablaufs ist. Im Gegensatz zu Genregrößen wie Slay the Spire oder Monster Train geht es bei diesem Titel jedoch nicht darum, ein mächtiges Kartendeck aufzubauen, sondern die eigenen Werte zu steigern und Ausrüstungsgegenstände zu finden, die neben den besagten Wertesteigerungen noch weitere nützliche Nebeneffekte mit sich bringen. Somit fällt der Aspekt des Deckbuildings weg, der dem Titel schon einiges an Komplexität nimmt.

Nach dem Start des Spiels steht der Spieler nun vor einem Ring aus Karten, von denen die ersten beiden ausgewählt werden können. Handelt es sich dabei um eine Schatztruhe, kann diese geöffnet und der Inhalt ausgerüstet werden.

Diese Ausrüstung kann ein einfaches Schwert sein, das den eigenen Angriff erhöht, aber auch ein Magiebuch, das uns mit einem Cooldown eine besondere Fähigkeit ausführen lässt, wie zum Beispiel das Einfrieren der vorderen Karten.

Neben normaler Ausrüstung und Magiebüchern könnte eine solche Schatzkiste auch eine Magieschriftrolle enthalten, die uns einen einmaligen Zauber wirken lässt, oder ein Glas mit Augen, das unsere Werte beim Verlassen eines Rings dreimal erhöht, bevor die Augen verschwinden.

Liegt keine grüne Schatzkarte, sondern eine gelbe Karte vor uns, können wir einen unserer Werte erhöhen. Aber Vorsicht, manchmal geht das nur auf Kosten anderer Werte. Man muss also abwägen, auf welche Werte man sich in der aktuellen Runde konzentrieren will und welche man vernachlässigen kann.

Wenn wir einen Heiltrank vor uns haben, können wir ihn trinken, um einen Teil unseres Lebens zu heilen. Es gibt aber auch Tränke, die genau das Gegenteil bewirken können, so dass auch hier Vorsicht geboten ist.

Nun fehlen natürlich noch die Karten, die den Schmerz erst in Ring of Pain bringen: Die Monsterkarten.  Treffen wir auf ein Monster, so können wir es anklicken, um es anzugreifen.

Nach einer kurzen Berechnung der Beweglichkeit von Spieler und Gegner wird der Schaden entsprechend der Werte verteilt und einer von beiden liegt besiegt im Dreck. Ist das Monster besiegt, erhalten wir Seelen, die wir in Shops gegen neue Ausrüstung eintauschen oder zum Öffnen versiegelter Schatztruhen verwenden können.

Sind wir des Kämpfens müde, können wir uns auch an Gegnern vorbeischleichen. Wenn uns das gelingt, dreht sich der Ring zur Seite und wir können uns vielleicht so weit drehen, dass wir vor einem Ausgang stehen, der uns in die nächste Ebene bringt. Diese Ausgänge sind optisch ähnlich, aber so gestaltet, dass man schon nach wenigen Durchgängen abschätzen können sollte, was einen ungefähr hinter welcher Tür erwartet.

Welches Übel sich hinter welcher Tür verbirgt, müsst ihr aber selbst herausfinden, denn das ist ein zentraler Aspekt des Spiels, den ich euch hier nicht vorwegnehmen möchte.

Mehr gibt es zur Spielmechanik eigentlich nicht zu sagen. Zwar gibt es im späteren Spielverlauf explodierende Gegner, wie zum Beispiel Fernkampfgegner und Blocker, die man nicht einfach so umgehen kann, aber der große Tiefgang bleibt aus.

Leider bietet das Spiel durch seine doch sehr grundlegende Mechanik oft nur wenige Möglichkeiten, das eigene Handeln zu beeinflussen, da man sich zu oft in einer Situation befindet, in der ein Angriff, ein Schleichen und eine Bewegung zum eigenen Tod führen wird.

Hier hat man oft das Gefühl, dass dem Spieler jeglicher Handlungsspielraum genommen wird und ein eigentlich guter Run durch eine Verkettung unglücklicher Umstände plötzlich enden kann. Ein No-Go im Genre.

Für mich war Ring of Pain bereits nach zwei Stunden Gameplay technisch auserzählt. Zwar schaltet man nach jedem Run neue Karten frei, aber mehr vom Gleichen konnte mich hier leider nicht überzeugen.

Das Gameplay könnte mehr Feinschliff vertragen und die Entwickler haben seit dem Release viele weitere Monster und Karten hinzugefügt, aber Alles in Allem war der Titel hinsichtlich des Spielgefühls für mich eine Enttäuschung.

Rinf of Pain Screenshot 4

Fazit

Insgesamt ist Ring of Pain von Twice Different solide, aber angesichts der vielen Alternativen im Genre, wenn überhaupt, nur für Liebhaber des Artstyles interessant. Story, Sound und Gameplay gehen in Ordnung, bieten aber keine besondere Würze, die diesem Genrevertreter gutgetan hätte.

Habt ihr Ring of Pain schon ausprobiert? Wenn ja, würde ich mich freuen, wenn ihr mir eure Meinung zu dem Titel in den Kommentaren mitteilt. Falls ihr Ring of Pain noch nicht gespielt habt, könnt ihr HIER* einen Blick darauf werfen. Oder habt ihr eher Lust auf Roguelites, die mit heftigem Geballer einhergehen? Dann schaut euch doch unsere Vorschau zu Vampire Hunters an.

Reviewbox
63%
Endergebnis
Zusammenfassung

Genreliebhaber und Expressionisten greifen zu, alle anderen schauen sich nach spannenderen Alternativen um

Positives
Einzigartiger Artstyle Atmosphärische Kulisse Große Kartenvielfalt
Negatives
Zu simples Gameplay Eintöniges Sounddesign Kaum existente Story
  • Grafik75%
  • Sound65%
  • Story41%
  • Gameplay70%

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