Project Planet Earth vs. Humanity – ein Blick auf den Coop-Spaß

Wir schreiben das Jahr 20XX, die Erde hat genug von der Menschheit und setzt alles daran, die zweibeinigen Parasiten loszuwerden. Virenepidemien, Naturkatastrophen und Meteoriteneinschläge werden heraufbeschworen, um uns in Project Planet Earth vs. Humanity, dem asynchronen Couch-Koop-Hit von Fifth Harbour Studios, der am 25.09.2023 im Early Access auf Steam erschienen ist, loszuwerden. Ob der Titel eure Freundschaften vertiefen oder Beziehungen zerstören wird, erfahrt ihr in diesem kurzen Feature.

Ein Vollständiges Review möchte ich zu diesem Titel nicht verfassen, da es sich hierbei mehr um ein kleines Partyspiel als einen richtigen Titel handelt. Es wäre ähnlich absurd wie einen Jackbox Teil auf die Grafik und Story hin zu testen. Deshalb gibt es hier einen wertungsfreien Blick auf Project Planet Earth vs. Humanity.

Project Planet Earth vs. Humanity- Gameplay

In Project Planet Earth vs Humanity stehen sich zwei grundlegende Fraktionen gegenüber, die gegensätzliche Ziele verfolgen. Die Erde bildet eine Fraktion und hat das Ziel, die Menschheit auszulöschen. Gelingt ihr das, hat sie das Spiel gewonnen. Ihr gegenüber steht die Menschheit, deren grundlegendes Spielziel es ist, die von der Erde verursachten Katastrophen zu überleben. Dabei kann sie entweder die Menschheit direkt angreifen, indem sie die von ihr verursachten Katastrophen verstärkt, oder sie kann sich auf die Lebensgrundlage der Menschheit konzentrieren, nämlich die Ökosysteme und die Verschmutzung der Erde.

Die Menschheit als Ganzes ist bekanntlich eine sehr konfliktfreudige und oft uneinige Spezies, weshalb sie noch einmal in fünf Bereiche unterteilt wird, die die Spieler unter sich aufteilen:

1. Die Weltherrscher, die Gesetze erlassen, um an der Macht zu bleiben.
2. Die Industrie, die durch Lobbying Einfluss auf die anderen Parteien nehmen kann.
3. Die Wissenschaft, die für das Überleben der menschlichen Spezies unabdingbar ist, aber auf die finanziellen Mittel der anderen angewiesen ist.
4. Die Medien, die durch die Ausrichtung ihrer Berichterstattung versuchen, die öffentliche Meinung zu lenken.
5. Die Öffentlichkeit selbst, die einfach versucht, sich in diesem hochkomplexen Geflecht eine Stimme zu verschaffen.

Sofern die Menschheit den Angriff der Erde überlebt, werden diese fünf Parteien den Sieg unter sich ausmachen, wobei die Fraktion, die am Ende den größten Einfluss hat, als Sieger hervorgehen wird. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Erde gewinnt, wenn die Menschheit überlebt. Wenn die Menschheit überlebt, gewinnt diejenige Fraktion der Menschen, die den größten Einfluss hat.

Somit vereint Project Planet Earth vs Humanity asynchrones mit kooperativem und kompetitivem Gameplay, da gleichzeitig alle gegen die Erde spielen, aber auch jeder gegen jeden kämpft. Eine spannende Mischung, die einen gemeinsamen Spieleabend mit Freunden richtig in Schwung bringen kann.

Nachdem das Grundprinzip des Spiels klar ist und jeder Spieler eine Rolle gewählt hat, kann der Partyspaß beginnen. In vier immer intensiver werdenden Spielrunden müssen alle Parteien in einem rundenbasierten System aufeinander aufbauende Entscheidungen treffen, die einerseits das Fortbestehen der Menschheit im Auge haben, andererseits aber auch auf den eigenen Vorteil ausgerichtet sein können. Das kann beispielsweise so aussehen:

Ein tödliches Virus ist ausgebrochen und die Weltherrscher haben eine Maskenpflicht erlassen, wodurch sie zwar etwas an Ansehen verloren haben, aber wirksame Schritte zur Rettung der Menschheit unternommen haben. Die Medien bekommen nun als erste Wind davon und müssen entscheiden, ob sie positiv darüber berichten und damit ihren eigenen Einfluss schmälern, aber die Bedrohung eindämmen, oder ob sie Panik verbreiten und sich damit auf Kosten der Weltenlenker und der Menschheit profilieren.

Dann ist die Öffentlichkeit am Zug und kann entscheiden, ob sie dem Medienrummel Glauben schenkt oder gleich auf die Barrikaden geht. Natürlich will auch die Industrie nicht außen vor bleiben und beauftragt die Wissenschaft, eine Studie zu veröffentlichen, die Subventionen für die Industrie notwendig erscheinen lässt, die wiederum die finanziellen Mittel annehmen und Folge leisten kann, oder eine gegenteilige Studie veröffentlicht, um sich selbst zu stärken und die Industrie zu schwächen. Dieses Zusammenspiel der Rollen macht Project Planet Earth vs. Humanity so spannend wie kaum ein anderes Spiel seiner Art

Im Laufe der vier Runden, in denen die Katastrophe immer größere Ausmaße annimmt, können zu Beginn getroffene Entscheidungen zu unerwarteten Konsequenzen führen, so dass das Gameplay auch bei mehrmaligem Spielen abwechslungsreich bleibt.

Durch den rundenbasierten Charakter des Spiels bleibt in der Regel genügend Zeit, sich zwischen den Zügen mit den Mitspielern abzusprechen, Allianzen zu bilden oder Deals auszuhandeln. Wenn es der Erde jedoch zu bunt wird, kann sie durch den Einsatz von Punkten eine Katastrophe herbeiführen, die die menschlichen Spieler innerhalb von 30 Sekunden lösen müssen, indem sie als Kollektiv mehr Reputation opfern, als zur Bewältigung der Katastrophe notwendig ist.

Die kooperativsten, aber auch die egoistischsten Spieler erhalten am Ende jeder Runde zusätzliche Aktionen, mit denen sie den Spielfluss auch außerhalb ihres eigenen Zuges beeinflussen können, so dass es niemandem langweilig wird. In guter alter Brettspielmanier können natürlich auch eigene Regeln wie Schweigepflicht oder feste Allianzen eingeführt werden, die das mitgelieferte Grundregelwerk noch weiter aufpeppen.

Project Planet Earth vs. Humanity wird dabei nicht nur auf einem Bildschirm gespielt, sondern auf sechs verschiedenen, wobei nur ein einziger Spieler das Spiel gekauft haben muss. Alle anderen können über Handy, Tablet oder Computer mitspielen. Eine sehr schöne Lösung, um spontane Runden im Freundeskreis zu ermöglichen. Wichtig ist nur, dass alle den Hauptbildschirm sehen können, denn dort laufen die vorproduzierten Szenen ab, die das Spielgeschehen unterstreichen und auch die Ruf- und Fortschritts- sowie Populationsanzeigen sind dort zu finden.

Übrigens: Wenn man mal keine sechs Spieler zur Verfügung hat, ist auch eine K.I. im Spiel implementiert, die jede Rolle übernehmen kann. Es macht zwar deutlich weniger Spaß in einem so kommunikationsorientierten Spiel gegen den Computer zu spielen, aber die Option ist zumindest gegeben.

Project Planet Earth vs. Humanity – Unser Eindruck

Gemeinsam spielen macht Spaß und Project Planet Earth vs Humanity bietet eine tolle Gelegenheit, auch mit Leuten zu spielen, die sonst wenig oder gar nichts mit Computerspielen zu tun haben, denn es fühlt sich eher wie ein Brettspiel als ein Computerspiel an.

Das Handy in der Hand ist wie die Handkarten in einem klassischen Brettspiel und der Hauptbildschirm ist in diesem Vergleich das Spielfeld. Dieses Prinzip funktioniert sehr gut und hat mir und meiner Gruppe viel Spaß und einen sehr geselligen Abend bereitet.

Bei allem Positiven, das dieses Spiel mit sich bringt, wurden in unserer Runde aber auch einige Kritikpunkte geäußert. Als erstes wurde bemängelt, dass es keine deutsche Übersetzung der Texte gibt. Da einige Rollen doch recht komplex sind und man die Feinheiten seiner Entscheidungen verstehen sollte, wäre hier zumindest eine vorläufige maschinelle Übersetzung wünschenswert gewesen.

Zwar werden die Konsequenzen einer Handlung auch relativ deutlich illustriert, aber gerade wenn man einige Rollenspielelemente in das Gameplay einbauen möchte, ist es wichtig, auch die Nuancen der dargestellten Texte zu verstehen. Dabei geht es nicht einmal unbedingt um die kurzen Zwischensequenzen, sondern tatsächlich um die Texte, die den Spielern in ihren Runden präsentiert werden. Hier kann Fifth Harbour Studios bezüglich Project Planet also noch nachlegen.

Es wurde auch angesprochen, dass die Rollen, die die Menschheit repräsentieren, teilweise zu komplex sind, um sie nach ein oder zwei Runden zu verstehen, während die Erde sofort verständlich ist.

Man könnte sagen, dass dies in der Natur der Sache liegt, da die Erde sich nur um sich selbst kümmern muss, während die Menschheit miteinander interagieren muss, aber bei einem Spiel, das offensichtlich darauf ausgelegt ist, zwei oder drei Runden an einem Abend zu spielen und sich dann freudigeren Aktivitäten zuzuwenden, sollten alle Rollen leicht verständlich sein.

Hier beißt sich der Hund in den Schwanz. Sind die Rollen nicht komplex genug, verfliegt der Spielspaß zu schnell, sind sie zu komplex, muss man erst eine mehrseitige Anleitung lesen, um sie zu verstehen. Für mein Gefühl versuchen die Entwickler hier einen Mittelweg zu finden und haben zum Release eine gute Basis, auf der man aufbauen kann, vielleicht sogar in verschiedenen Spielmodi.

Project Planet Earth vs. Humanity – Fazit

Insgesamt macht Project Planet Earth vs Humanity einen sehr angenehmen ersten Eindruck. Es ist ein digitales Brettspiel, das für einen erfrischenden Abend sorgen kann. Auch wenn die deprimierende, aber umso realere Prämisse des Spiels den Abend zu trüben droht, erhebt das Spiel zu keiner Zeit den moralischen Zeigefinger und macht nicht den Eindruck, als Parabel auf gesellschaftliche Ereignisse verstanden werden zu wollen.

Für den geringen Preis von 19,99€ bietet Project Planet Earth vs Humanity von Fifth Harbour Studios viel Spielspaß und Abwechslung für gemeinsame Abende. Weitere Inhaltsupdates während der Early-Access-Phase und darüber hinaus werden dafür sorgen, dass das Spiel über einen langen Zeitraum frisch und unterhaltsam bleibt.

Wer sich auf das Abenteuer einlassen möchte und ein paar Freunde mit ähnlichen Ambitionen am Start hat, kann sich den Titel günstig auf Steam holen. Und auch für diejenigen, die keine Freunde haben, bietet der hauseigene Discord-Server der Entwickler die Möglichkeit, Mitspieler aus aller Welt für das eigene Project Planet zu finden.

Wollt ihr beim nächsten Familientreffen Project Planet Earth vs. Humanity spielen oder doch lieber Monopoly und Rommé?  Lasst es uns in den Kommentaren wissen! Wollt ihr noch ein besseres Schnäppchen machen als es Project Planet sowieso schon ist? Dann schaut doch mal HIER* rein. Oder braucht ihr eher einen anderen Knaller, um eure Freunde zu bespaßen? Moving Out 2 könnte dann nämlich ein passender Kandidat sein.