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Geschichten erleben, Welten entdecken, die einzig wahre Liebe finden – das sind die Zutaten eines jeden guten Märchens. Wer sich an Klassikern wie Schneewittchen und Rumpelstilzchen erfreut hat, sollte durchaus einen zweiten Blick auf das am 09.08.2023 erschienene Erzählabenteuer Mondealy von uglycoal und Valkyrie Initiative werfen. Ob das Märchen für süße Träume sorgt oder eher Stoff für Albträume bietet, erfahrt ihr hier im Test.
Entwicklerstudio: uglycoal
Publisher: Valkyrie Initiative
Platformen: PC, Switch, Xbox Series X/S
Releasedatum: 09.0782023
Metacritic Userscore: n.A. / 10
Grafik
Mondealy präsentiert sich selbstbewusst mit einem detailverliebten Pixel-Art-Grafikstil, der seinesgleichen sucht. Die Umgebungen sind charmant gestaltet und man hat nie das Gefühl, einen Ort schon gesehen und gekannt zu haben, bevor man ihn wirklich vollständig erkundet hat. Auch wirken die Areale weitaus größer als sie tatsächlich sind, eine Illusion, die vor allem durch geschickt eingefügte Barrieren und eine abwechslungsreiche Gestaltung der Areale jenseits der begehbaren Grenzen erzeugt wird. Man hat einfach jederzeit das Gefühl, dass die Welt von Mondealy viel größer ist als das, was man im Spiel tatsächlich betreten kann.
Nicht nur die Umgebungen sind wunderschön gestaltet, sondern auch die Charaktermodelle, die eigentlichen Stars des Spiels. Die Figuren, denen man in Mondealy begegnet, sind auf den ersten Blick eher uninspirierte Gestalten, doch in den einzelnen Animationsphasen, den ausdrucksstarken Charakterporträts und den geschmeidigen Bewegungsabläufen zeigt sich die wahre Qualität des Charakterdesigns. Ob man das anthropomorphe Design eines Großteils der Charaktere mag oder nicht, ist definitiv Geschmackssache, aber niemand kann bestreiten, dass jeder Sprite, den man zu Gesicht bekommt, einzigartig ist und einen ganz eigenen, unverwechselbaren Charme versprüht und einfach lebendig wirkt.
Optisch ist Mondealy ein absolutes Pixel-Art-Highlight, das nur an einigen Stellen etwas detailreicher hätte sein können und den Spieler nach einem eher problematischen ersten Eindruck schnell in seinen Bann zieht.

Sound
Wir haben es in Mondealy mit einem Soundtrack von über 100 verschiedenen Tracks zu tun, die versuchen unsere Ohren in Ekstase zu versetzen. Beim Spielen des Adventures ist mir persönlich diese vom Entwickler angepriesene Vielfalt jedoch nicht aufgefallen. Vielmehr hatte ich den Eindruck, dass der Soundtrack aus ca. 40 einzelnen Tracks besteht, die dann noch einmal in verschiedenen Tonlagen und Tempi abgemischt und hier und da verzerrt wurden. Unabhängig von der genauen Anzahl der Stücke ist die Musik in Mondealy gut gelungen.
Ich hatte immer das Gefühl, dass die Szenerie, die sich auf meinem Bildschirm abspielte, passend untermalt wurde und auch die Handlung wurde durch die eingespielten Stücke immer passend akzentuiert. Die Mischung aus schnellen Titeln und gefühlvollen Klängen stellt für mich ein kleines persönliches Highlight dar.
Leider hat keines der Musikstücke in Mondealy die nötige Eindringlichkeit, um langfristig im Gedächtnis zu bleiben. Ikonische Musikstücke wie z.B. „To the Moon“ (Ducktales NES) sucht man hier also vergeblich, aber Langeweile wird bei der musikalischen Gestaltung dieses Adventures wohl auch nicht aufkommen.
Neben der Musik gibt es nämlich auch reichlich Soundeffekte, die in diesem Titel vorhanden sind und die Atmosphäre teilweise doch deutlich verstärken. Ob Regenprasseln in ungedämpfter oder gedämpfter Form, Trittgeräusche auf Wiesen und Parkett oder einfach nur das Rauschen der Wellen, in diesem spielbaren Märchen gibt es einfach ständig etwas auf die Ohren. Dabei wird das Ganze nie repetitiv, wozu auch die Vertonung der Dialoge beiträgt.
Vertonung ist hier tatsächlich der beste Begriff, denn in Mondealy gibt es keine klassische Sprachausgabe, sondern eine Buchstabenvertonung im Stile von Undertale. Das heißt, für jeden Buchstaben, der im Text einer Figur vorkommt, gibt diese einen kurzen, unspezifischen Laut von sich. Für ein Märchen wie dieses ist das die optimale Form der Vertonung, denn so kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen und das Bild einer Stimme im Kopf entstehen lassen.
Insgesamt ist das Hörerlebnis von Mondealy weitgehend positiv. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn zumindest einige Tracks das Potenzial gehabt hätten, dauerhaft im Gedächtnis zu bleiben, aber während des Spielens bietet das Sounddesign genau das, was es soll: Es bildet den Rahmen für das Geschehen auf dem Bildschirm.

Story
Über die Story von Mondealy zu schreiben, ist ein äußerst schwieriges Unterfangen, da ich mir selbst nach Beendigung des Spiels nicht wirklich sicher bin, was für eine Geschichte ich erlebt habe.
Die Handlung beginnt damit, dass wir vor einem Regenschauer in ein Café flüchten, in dem sich seltsame monströse Wesen aufhalten, die uns eine Geschichte erzählen, in der wir als Spieler sofort die Zügel in die Hand nehmen. Wir steuern den guten Michael, einen arbeitslosen jungen Mann, der mit seiner Ex-Freundin unterwegs ist und vom Regen in einen Turm getrieben Schutz sucht, wo er, als der Boden einbricht, von zwei seltsamen Wesen niedergeschlagen und in das Fantasyreich Dargratt entführt wird.
Was zunächst bedrohlich klingt, ist der Auftakt zu einer Geschichte um Liebe, Freundschaft und Miteinander, die zwar spannend ist, aber keinen klaren Fokus hat und stellenweise etwas überhastet geschrieben ist. So kann es passieren, dass man in einem Moment als Geldeintreiber für die örtliche Krokodilmafia unterwegs ist und im nächsten Moment bei einer längst vergessenen Göttin ein Heilmittel für die einzig wahre Liebe sucht.
Das Spiel selbst sagt gegen Ende, dass es nicht genau weiß, welche Geschichte es eigentlich erzählt, und dass man als Spieler selbst entscheiden muss, worum es in Mondealy eigentlich geht. Ich persönlich halte eine solche Herangehensweise für problematisch. Ja, es ist heutzutage üblich, dass die Spieler tief in die Lore eines Spiels eintauchen und selbst nach Sinn und Bedeutung der dargebotenen Inhalte suchen, aber als Autor sollte man eine klare Botschaft verfolgen, die gerne auch Ausläufer haben darf, aber zu keinem Zeitpunkt sprunghaft oder banal sein sollte.
Da bei diesem Titel die Geschichte im Vordergrund steht, bin ich ein wenig enttäuscht, dass es keinen roten Faden gibt, der die einzelnen Elemente der Geschichte, die durchaus gut gelungen sind, zusammenhält.
Die einzelnen Handlungsabschnitte sind größtenteils interessant und regen zum Nachdenken an. Das Spiel schafft es auch, viele verschiedene Charaktere mit Tiefe darzustellen und eine Bindung des Spielers zu diesen Charakteren zu forcieren, macht also vieles richtig und ist vor allem für Märchenfreunde eine Empfehlung wert.
Wenn es einen klaren roten Faden gäbe, der alle Elemente von Mondealy miteinander verbindet, hätten wir hier einen absoluten Story-Top-Titel, der auch einem erzählerischen Jahreshighlight wie Videoverse das Wasser reichen könnte. Doch so wie ich die Handlung in meinem Spieldurchgang erlebt habe, plätschert sie ein wenig vor sich hin und wird leider nur sehr selten zu einem mitreißenden Fluss.

Gameplay
Mondealy spielt sich sehr einfach. Man steuert Michael wahlweise mit der Tastatur oder einem Controller, kann per Tastendruck mit NPCs oder Gegenständen interagieren und hat ein Inventar, das im gesamten Spielverlauf zwei- bis dreimal benutzt werden muss. Ein Kampfsystem gibt es nicht, Rätsel sind nur sporadisch vorhanden und wenn, dann sehr einfach gehalten.
Ein echtes Game Over gibt es nicht, sodass der Titel durchgehend entspannt wirkt. Der Fokus in Mondealy liegt ausschließlich auf der Erkundung und den Dialogen, die über eine sehr praktische Rückspulfunktion verfügen, mit der man problemlos durch das Gesagte zurückspringen kann, um eventuell Verpasstes noch einmal zu sehen.
Es gibt einige Gelegenheiten, Entscheidungen zu treffen, die das Schicksal der Bewohner des Fantasy-Königreichs beeinflussen können und die tatsächlich Auswirkungen auf die Handlung des Spiels haben. Darüber hinaus gibt es zwei Arten von Sammelobjekten, die im Laufe des Spiels gefunden werden können und einen Bonus freischalten oder es euch ermöglichen, den Soundtrack von Mondealy in eurem Ingame-Zimmer zu genießen.
Ihr könnt sowohl euer Zimmer als auch euren Charakter anpassen, indem ihr die Schreiner ruft oder den nächsten Kleiderschrank aufsucht, um freigeschaltete Kleidung anzuziehen.
Zusätzlich habt ihr die Möglichkeit, neben der Haupthandlung zahlreiche optionale Aufgaben zu erledigen, die den Bewohnern von Dargratt das Leben erleichtern oder ihnen helfen, zueinander zu finden. Wollt ihr alles erleben, was Mondelay zu bieten hat, könnt ihr die normale Spielzeit von etwa sechs Stunden durchaus auf 15 Stunden ausdehnen und so etwas länger in der Fantasiewelt verweilen. Eine deutsche Übersetzung gibt es zum Zeitpunkt der Rezension noch nicht, man kann lediglich zwischen Russisch, Englisch und Chinesisch wählen.
Ich hätte mir noch einen besonderen Kniff gewünscht, der Mondealy nicht nur zu einem interessanten Erzähl-, sondern auch zu einem interessanten Spielerlebnis macht, denn der Spielspaß kommt bei solch rudimentären Gameplayelementen leider nicht wirklich auf.

Fazit
Mondealy ist nicht nur ein Titel für alle, die es lieben, wenn am Ende der Geschichte steht: „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“. Für all jene, die eine Geschichte in einer Fantasiewelt mit anthropomorphen Charakteren suchen und für all jene, die sich einfach mal fallen lassen und eine Handlung mit wenig Schwere und kleinem Umfang erleben wollen, ist Mondealy eine gute Wahl für PC, Xbox und Nintendo Switch und gerne 11,99€ wert.
Hat euch Mondealy gefallen oder seid ihr ein wenig enttäuscht von dem Märchenspiel? Lasst uns in den Kommentaren wissen, was ihr von dem Spiel und unserem Review haltet. Wenn ihr noch ein wenig Guthaben für euer Nintendo Online Konto braucht um Mondealy zu kaufen, könnt ihr gerne HIER* nachschauen und uns unterstützen. Falls der titel allerdings garnichts für euch ist, ist vielleicht ja Adore, das richtige Spiel für euch, schaut doch mal nach!
Endergebnis
Zusammenfassung
Alle die nach einem Feel-good Erlebnis suchen greifen zu, wer optisch mehr will, sollte andere Titel ins Auge fassen.
Positives
Pixelart auf höchsten Niveau Ansprechendes, wenn auch simples Gameplay Vereinzelt sehr schöne StorybeatsNegatives
Chaotische Story Unausgeschöpftes Soundpotential Kleine Bugs- Grafik82%
- Sound78%
- Story75%
- Gameplay81%
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