Inhaltsverzeichnis
Seid ihr einsam? Sucht ihr den Partner fürs Leben? Dann meldet euch jetzt auf ElitePartner.de an. Ähm, Verzeihung, falscher Text. Eigentlich wollte ich schreiben: Dann datet doch einfach euren Toaster oder euren Tisch. Die Regale sehen auch ganz attraktiv aus, und mit eurem Bett habt ihr ja sowieso schon geschlafen. Wer jetzt glaubt, ich sei komplett durchgedreht, hat wohl noch nie von „Date Everything” gehört, das von Sassy Chap Games entwickelt und von Team 17 veröffentlicht wurde.
Eine Visual-Novel-Dating-Sim, die abgedrehter kaum sein könnte. Ob es Spaß macht, seine Haushaltsgeräte auszuführen, oder ob man doch lieber Farbe beim Trocknen zuschauen sollte, erfahrt ihr hier in unserem Review zu „Date Everything”.
Entwicklerstudio: Sassy Chap Games
Publisher: Team 17
Platformen: PC, Playstation 4/5, Xbox, Switch
Releasedatum: 17.06.2025
Metacritic Userscore : 6.0
Grafik
Die Grafik von „Date Everything” muss auf zwei Ebenen bewertet werden. Die eigentliche Spielumgebung wirkt eher dröge und wenig im Haus unseres Protagonisten sieht besonders spannend aus. Da hilft auch der Farbfilter, der beim Anlegen des Dateviators hinzukommt, wenig.
In den meisten Spielen wäre dies bereits der erste Sargnagel, doch in „Date Everything” dient diese Umgebung nur als Vehikel, um den eigentlichen Stars, den ins Leben gerufenen Illustrationen eurer Objekte, eine Bühne zu geben.
Diese sind so wunderschön gestaltet, dass mir angesichts des massiven Detailgrads teilweise einfach die Worte fehlen. So wird beispielsweise eine Badewanne nicht einfach illustriert, sondern die Dame, die aus ihr entsteht, trägt die Temperaturregler als Haarschmuck, ist in einem porzellanfarbenen Bikini gekleidet und trägt diverse andere Elemente als Entarsien auf dem schwarzen Bademantel, der den Fliesen entspricht, in denen das echte Objekt eingelassen ist.
Die Illustrationen sind vielfältig und für jedes Objekt wurden, wie in Visual Novels üblich, viele verschiedene Emotionen gezeichnet, sodass sie lebendig wirken und in ihren Geschichten glaubhaft sind.
Der Anime-inspirierte Artstyle hat allerdings einen westlichen Touch, der mich persönlich ein wenig an Hunie Cam Studio oder die Visual Novel The Letter erinnert, aber vielleicht am ehesten den Götterbildnissen aus HADES gleichkommt.
Die Benutzeroberfläche von „Date Everything” ist angenehm übersichtlich. Während des allgemeinen Gameplays wird einem stets die grundlegende Steuerung angezeigt. Das Ingame-Smartphone, welches als Menü verwendet wird, ist übersichtlich gestaltet, und die Anwendungen, die man darüber ausführen kann, sind den Originalen so nachempfunden, dass man sofort weiß, welche Funktionen sie erfüllen sollen.
Insgesamt kann Date Everything, was den Kern, nämlich die Illustrationen der Charaktere, angeht, vollkommen überzeugen und besticht durch seine Kreativität. Wer sich auf die grandiose Mischung aus Anime und westlicher Optik, eingebettet in eine langweilige 3D-Umgebung, einlassen kann, wird mit „Date Everything” definitiv glücklich werden. 91

Sound
Bei der Grafik habe ich bereits über die Kreativität gesprochen, die in das Charakterdesign geflossen ist, und muss mich hier bei der Vertonung des Spiels wiederholen.
Zunächst einmal ist zu erwähnen, dass jedes einzelne Wort von jedem einzelnen Objekt sowie ein nicht selten sprechender Erzähler und weitere Nebencharaktere vollständig vertont sind. Ja, ihr habt richtig gelesen: Knapp 90 Synchronsprecher haben jedes einzelne Wort vertont und bringen die Charaktere mit ihren Stimmen zum Leben.
Doch damit nicht genug: Viele Objekte verfügen über eigene Charakterthemen, die während der Konversation im Hintergrund spielen. Dabei habe ich allerdings das Gefühl, dass sich das eine oder andere Thema wiederholt.
Die restlichen eingebauten Soundeffekte sind zweckdienlich und teilweise so realistisch, dass ich, wenn im Spiel der Klang von „Thiscord“ ertönt, nachschauen muss, ob mir in der Realität nicht jemand geschrieben hat.
Nein, „Date Everything“ bietet kein Hi-Fi-Erlebnis, für das ihr eure 9.1-Dolby-Surround-Anlage auspacken müsst. Allein die komplette englischsprachige Vertonung von über einer Million Worten macht „Date Everything“ zu einem Aushängeschild seines Genres. Jede Textzeile, die man schneller liest, als sie gesprochen wird, ist verschwendet, denn im Voice Acting stecken so viel Charme und Nuancen, welche dann einfach übergangen werden.

Story
Mit einem frischen Abschluss im Bereich der Kundenbetreuung in der Tasche habt ihr es mithilfe eures Bekannten Sam geschafft, einen Job bei dem Megakonzern Valdivian zu landen. Voller Tatendrang beginnt ihr damit, den Kunden zu helfen, nur um bereits am ersten Tag gekündigt zu werden. Na ja, nicht so richtig, denn ihr bleibt angestellt, arbeitet aber nicht und bekommt auch kein Geld … Na ja, egal.
Es scheint, als wäre euer Leben vorbei, als euch ein mysteriöses Paket von einer Drohne zugestellt wird. Darin befindet sich eine Sonnenbrille. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen normalen Sichtschutz, sondern um sogenannte Dateviators. Mit diesen können wir die Objekte in unserem Haus im wörtlichen Sinne wahrnehmen.
Denn immer, wenn wir die Brille aufsetzen, können wir Objekte personifizieren, mit ihnen reden und an ihrem Leben in unserem Haus teilhaben. Vielleicht finden wir so endlich unsere große Liebe.
Während ihr euch also durch euer Haus bewegt und mit Stühlen, Tischen und Türen interagiert, entfaltet sich eine als Plot getarnte Gesellschaftskritik und ein Mystery-Thriller über die Apps auf eurem Ingame-Handy. Schnell wird klar, dass hinter den Dateviators mehr steckt, als das Spiel zu ermöglichen.
So viel zur Prämisse des Spiels, die vollkommen abgedreht erscheint. Nach meiner Zeit mit „Date Everything” kann ich sagen, dass das Spiel teilweise vollkommen verrückt ist. Im absolut positiven Sinne, denn die Geschichten, die man mit den Objekten erlebt, ihre Leidenschaften, die sie teilen, und ihre Sorgen und Nöte, bei denen man sie begleitet, sind überzeichnete Situationen, wie sie auch bei realen Personen anzutreffen wären.
Viele der Handlungsstränge einzelner Objekte sind miteinander verknüpft, und sie sind zu großen Teilen wirklich spannend und bieten gute Unterhaltung über die lange Dauer des Spiels hinweg.
Da es sich um eine Visual Novel handelt und die Handlung der Grund ist, weswegen man sich „Date Everything” überhaupt erst kauft, möchte ich hier nicht zu viel vorwegnehmen. Es sei nur gesagt, dass für jeden etwas dabei ist und auch diverse sensible Themen wie Depressionen und Nötigung angesprochen werden, die allerdings durch einen Filter ausgeblendet werden können.
„Date Everything” schreckt übrigens nicht davor zurück, schwule, lesbische oder bisexuelle Charaktere abzubilden, und hindert den Spieler auch niemals daran, mit gleichgeschlechtlichen Charakteren auf flirtende Weise zu interagieren. Auch POC sind reichlich vertreten, sodass klar für Diversität in den Repräsentationen gesorgt ist. Ein großes Plus aus meiner Sicht.
Neben den ernsten Themen weiß „Date Everything” durchaus humoristisch zu sein. Oftmals ist es Situationskomik oder die simple Absurdität, mit der ein Fenster darüber berichtet, wie sie es leid ist, dass alle sie anschauen, die mich beim Spielen zum Lachen bringen.
Date Everything bietet ein in ein Netz eingewobenes Geflecht aus Geschichten, die zu überzeugen wissen, und bietet so unglaublich viel Abwechslung, dass man viele Stunden Spaß mit dem Titel haben kann.

Gameplay
Date Everything ist eine Visual Novel mit einem frei erkundbaren Haus als 3D-Umgebung. Die Gameplaytiefe lässt dementsprechend natürlich zu wünschen übrig, doch das ist dem Genre schließlich in gewisser Weise innewohnend.
Bei „Date Everything” handelt es sich jedoch nicht um eine sogenannte kinetische Visual Novel, die man linear wie ein Buch durchliest. Vielmehr ist es als eine Geschichten-Sandbox zu verstehen, in der der Spieler entscheidet, wann welcher Handlungsstrang fortgesetzt wird.
Dazu könnt ihr bis zu fünf Objekte pro Tag mit eurem Dateviator ins Leben rufen und mit ihnen interagieren, wobei die Zeit voranschreitet und gewisse Objekte nur zu bestimmten Tageszeiten an bestimmten Orten anzutreffen sind.
Insgesamt gibt es in der Basisversion von „Date Everything” 100 verschiedene Objekte, von denen die meisten drei mögliche Enden haben. Durch die Konversationen mit ihnen entscheidet sich, ob man sie liebt, mit ihnen befreundet ist oder sie hasst.
Egal, welchen Weg ihr mit einem Objekt wählt: Ihr erhaltet beim Erreichen dieses Status Punkte, die neue Dialogoptionen in zukünftigen Interaktionen freischalten. Gerüchten zufolge soll es sogar möglich sein, Objekte in echte Menschen zu verwandeln.
Wenn ihr nur das Ende des Spiels erreichen möchtet, schafft ihr das wohl in 20 bis 30 Stunden, während ein 100-prozentiges Durchspielen zwischen 50 und 60 Stunden in Anspruch nehmen sollte.
Besonders gut gelungen finde ich, dass man keinem Charakter nach dem Mund reden muss, um voranzukommen, und dass man oft auch die Möglichkeit hat, den Charakteren direkt zu sagen, dass sie sich wie Arschlöcher verhalten.
Auch würde ich „Date Everything” trotz des Titels nicht als klassischen Date-Simulator ansehen. Viele der Charaktere sind nicht auf romantischer Ebene interessant, sondern scheinen einfach wirklich liebenswerte Objekte zu sein, mit denen man freundschaftlich abhängen möchte – und das Spiel erlaubt es einem.
Natürlich gibt es zahlreiche Anspielungen, und bei der riesigen Auswahl an Charakteren sollte für jeden Spieler mindestens einer dabei sein, den er oder sie attraktiv findet. Ja, wer möchte, kann sich auch einen Harem aus 100 liebevollen Objekten aufbauen. Viel Spaß dabei, diese ganzen unterschiedlichen Gemüter unter einen Hut zu bekommen, sage ich da nur.

Fazit
„Date Everything” von Sassy Chap Games, veröffentlicht von Team 17, weiß auf ganzer Linie zu überzeugen und gehört zu meinen Visual-Novel-Highlights des Jahres. Mit 29,99 € auf Steam ist es weiß Gott nicht die günstigste Anschaffung im Genre, aber der Umfang und das brillante Voice-Acting rechtfertigen diesen Preis für mich. Eine klare Kaufempfehlung von meiner Seite! Wenn ihr lieber eine günstigere Visual Novel lesen möchtet, schaut euch doch mal „Sunlight Scream” an, das wir für die Nintendo Switch getestet haben.
Lasst uns in den Kommentaren wissen, was ihr von „Date Everything” haltet!
Der Produktschlüssel für Date Everything wurde uns kostenlos zu Reviewzwecken zur Verfügung gestellt.

Zusammenfassung
Zusammenfassung
Alle Freunde von Visual Novels greifen zu!
Positives
hoher Diversitätsfaktor vollständiges Voice-Acting grandiose UnterhaltungNegatives
langweilige 3D-Umgebung langsames Menü recht hoher Preis- Grafik92%
- Sound95%
- Story96%
- Gameplay81%
Kommentieren