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In einer Welt, in der Menschen-, Pflanzen- und Tierhybriden auf der Suche nach ihrer Bestimmung sind, liegt es an euch, sie auf den richtigen Weg zu führen. Klingt das interessant? Dann ist Ceiba von Wirion, herausgegeben von Moonworks (PC) und Valkyrie Initiative (Switch), vielleicht genau die richtige Visual Novel für euch. Erschienen bereits im Jahr 2023, haben wir uns jetzt für euch die Textzeilen um die Ohren gehauen, um zu sehen, ob Ceiba in einem völlig überlaufenen Genre, einen der spielenswerten Titel darstellt.
Entwicklerstudio: Wirion, 7DOTS
Publisher: Moonworks, Valkyrie Initiative
Releasedatum: 10.11.2023
Metacritic Userscore : n.A
Grafik
Wie bei einer Visual Novel üblich, steht natürlich auch bei Ceiba das visuelle Erlebnis im Vordergrund. Dieser Fokus ist dem Genre inhärent und kann die Wahrnehmung eines Titels massiv beeinflussen. Und Ceiba macht in dieser Kategorie einiges richtig. Was man vorausschicken muss ist, dass Ceiba nicht auf Charaktere im reinen Mangastil zurückgreift, wie es der Genrestandard ist, sondern diese mit einem leicht westlichen Touch verfeinert.
Es ist schwer zu beschreiben, was die Charaktere von Ceiba so nah und real erscheinen lässt. Aber wenn ich eine Vermutung äußern soll, dann ist es der intensive Einsatz von Schattierungen und der teilweise hyperdetaillierte Zeichenstil, mit dem die Figuren zum Leben erweckt werden.
Um bei den Figuren zu bleiben, muss leider auch ein wenig Kritik geübt werden. So interessant diese in ihrer Gestaltung auch sein mögen, so sehr finden sich bei den weiblichen Charakteren genretypische Stereotypen wieder. Seien es Kleidungsstücke oder gar Rüstungen, die die sekundären Geschlechtsmerkmale nur minimal bedecken, unrealistisch große Varianten davon oder einfach nur extrem körperbetonte Posen.
Mir ist durchaus bewusst, dass es nicht verkehrt ist, Charaktere nicht nur interessant, sondern auch ansehnlich und attraktiv zu gestalten, aber in einem Spiel, das sich selbst als für erwachsene Spieler gedacht beschreibt, ist es meiner Meinung nach nicht notwendig, so dick aufzutragen. Zumal die Menge der weiblichen Charaktere deutlich über der der männlichen liegt.
Abgesehen von den Charakteren gibt es in Ceiba noch einiges mehr zu sehen, wie zum Beispiel die durch wunderbares Paralax Mapping in Szene gesetzten und liebevoll animierten Hintergründe, die vor Kreativität nur so strotzen. Selten habe ich eine Visual Novel gelesen, bei der ich am liebsten die Sprites der Charaktere ausgeblendet hätte, nur um die Hintergründe in ihrer ganzen Größe und Detailfülle zu sehen.
Hier hätte ich mir nur etwas mehr Abwechslung gewünscht, die aber storybedingt schwer umzusetzen ist. Vieles spielt sich handlungsbedingt in Braun- und Grüntönen ab und auch wenn später etwas Abwechslung in die Hintergrunddarstellungen kommt, bleibt nach dem Durchspielen von Ceiba ein sehr schöner, aber eintöniger Eindruck zurück.
Insgesamt ist die Optik definitiv die Stärke von Ceiba, auch wenn an manchen Stellen einige Chancen vertan und Klischees bedient wurden, auf die man gerne hätte verzichten können.
Sound
Beim Sounddesign möchte ich zunächst auf die Musik eingehen, die beim Spielen von Ceiba eure Gehörgänge in Beschlag nehmen wird. Kreiert von Synthelligence erwarten euch nämlich eigens für diese Visual Novel kreierte Klänge, die von den Künstlern als „melodic sci-fi“ beschrieben werden.
Stellt euch am besten die typische Hintergrundmusik von Sci-Fi-Spielen vor und mischt diese mit dem klassischen Gedudel der meisten Visual Novels und ihr bekommt eine leicht unheimliche, aber harmonische Hintergrundmusik, die zwar kein Ohrwurmpotential bietet, aber die mysteriöse Handlung von Ceiba optimal unterstützt.
Die hier gezeigte Kreativität geht leider auf Kosten der Abwechslung, denn obwohl das Spiel viele verschiedene Tracks enthält, wirken die meisten doch sehr ähnlich und monoton, was das ganze Erlebnis leider etwas fade erscheinen lässt.
Natürlich gibt es neben der Musik auch diverse Soundeffekte, die hier und da die Atmosphäre unterstützen, aber nicht wirklich nennenswert sind.
Herausragend ist hingegen die Synchronisation des Spiels, die nicht wie bei anderen Visual Novels von einem Amateurteam oder gar Freiwilligen, sondern von professionellen Sprechern aus dem „Dream Cast“ Team umgesetzt wurde.
Die Synchronisation ist nur auf Russisch verfügbar, was zunächst etwas irritierend wirkt, aber durch die Story auch implizit legitimiert wird. Und obwohl ich kein Wort Russisch spreche, muss ich zugeben, dass das Voiceacting die Emotionen der Charaktere wunderbar zum Spieler transportiert.
Englische, japanische oder gar deutsche Alternativen sind in der Switch-Version von Ceiba nicht vorhanden, wären aber natürlich wünschenswert gewesen. Angesichts des kleinen Teams, das an der Entwicklung von Ceiba beteiligt war, ist es jedoch verständlich, dass aus Kostengründen darauf verzichtet werden musste.
Insgesamt lässt sich also festhalten, dass Ceiba ein Spiel ist, bei dem man gerne den Lautstärkeregler aufdreht, das aber für mich, abgesehen von der Synchronisation, nur sehr wenige Highlights zu bieten hat.
Story
Über die Story von Visual Novels zu schreiben ist immer schwierig, da man dem Spieler ja nichts vorwegnehmen möchte, was er selbst entdecken muss. Besonders schwierig wird es, wenn, wie bei Ceiba, die Story sehr kurz ist und daher jedes Wort mit Bedacht gewählt werden muss. Also verzeiht mir, wenn ich etwas vage bleibe, um euch den Spaß an Ceiba nicht zu verderben.
Menschen in ferner Zukunft haben eine Regel aufgestellt: Menschenleben sind zu kostbar, um sie für die Erforschung des Weltraums zu riskieren. Deshalb lebt in der Atmosphäre eines fremden, lebensfeindlichen Planeten unter der weiten Krone des Weltraumgartens „Ailanthus“ eine Rasse künstlicher Diener – Artifites.
Diese Diener sind Symbionten, eine Mischung aus Menschen mit Tierohren und Pflanzen, die nicht nur mit sich selbst, sondern auch untereinander mit ihrer Bestimmung hadern.
Sie spielen den Forscher Ayn, der ziellos seinen Aufgaben nachgeht und eine gewisse Leere verspürt, die er mit der Suche nach einer passenden Partnerin zu füllen versucht, die er in der kalten und abweisenden Hasendame Miri zu finden glaubt. Doch schnell stellt sich heraus, dass diese nur ein wenig sozial unbeholfen ist.
Tatsächlich ist sie davon besessen, verlassene außerirdische Ruinen zu erforschen, die unter der Wolkendecke des Planeten verborgen sind. Denn mit ihren sensiblen Ohren kann sie die Hilferufe einer alten Ruine unter ihnen wahrnehmen.
In einer rasanten Abfolge von Ereignissen liegt es nun in der Hand des Spielers, wie sich die Handlung dieser Bio-Punk-Geschichte entwickelt.
Viel mehr kann ich an dieser Stelle nicht verraten, nur so viel: Das Spiel wirft den Spieler mit vielen Fragen in die Welt von Ceiba und beantwortet die meisten nach und nach im Verlauf der Handlung.
Ungereimtheiten sind mir beim Spielen von Ceiba nicht aufgefallen, und es scheint, als wären viele Gedanken in die Konzeption der wissenschaftlichen Prinzipien, die in Ceiba gelten, geflossen, so dass eine glaubwürdige, wenn auch für mich persönlich eher unattraktive Welt geschaffen wurde, die sich logisch anfühlt und in ihrem Regelsystem stimmig ist.
Einzig die Kürze, mit der die Handlung abgehandelt wird, steht hier einer Top-Bewertung im Wege. Man hat das Gefühl einen Prolog zu einem viel längeren Titel zu spielen, da sich der eigentlich spannende Teil hinter viel Vorgeplänkel versteckt und dann in aller Kürze abgehandelt wird. Die doppelte Länge hätte Ceiba sehr gut getan, um sowohl die Konsequenzen des Handelns als auch die Welt selbst besser auszuarbeiten und den Charakteren mehr Zeit zum Atmen zu geben.
Ceiba ist eine Kurzgeschichte und braucht sich als solche nicht zu verstecken, hat aber alle Nachteile, die dieser Textsorte immanent sind.
Gameplay
Da Ceiba mit RenPy programmiert wurde, kämpft der Titel, wie auch die anderen mit dieser Engine erstellten Visual Novels, mit den gleichen kleinen Problemen bei der Switch-Portierung.
Während die Story sowohl im Docked- als auch im Handheld-Modus weitgehend flüssig zu verfolgen ist, wirkt die Grafik gerade im Docked-Modus teilweise etwas schwammig und der Text leicht unscharf. Auch hakt es hier und da nach Szenenwechseln etwas, was auf dem großen Bildschirm deutlich leichter zu beheben ist als auf dem kleinen Handheld-Bildschirm.
In Einzelfällen führt die Fortsetzung von Dialogen dazu, dass die Musik plötzlich abbricht, obwohl nichts in der Szene darauf hindeutet, dass der Autor dies beabsichtigt hat. Kleine Fehler, aber unvermeidlich, wenn die Entwickler mit RenPy arbeiten.
Ansonsten ist das Spiel vom Gameplay her absolute Standardkost für Genrekenner. Mit dem A-Knopf kann man Dialoge überspringen, bereits gespielte Abschnitte können übersprungen werden und man kann seinen Spielfortschritt jederzeit speichern.
Alle Hintergründe, CGs und Musikstücke, denen ihr im Spiel begegnet, könnt ihr euch in der Galerie in Ruhe anschauen und es gibt ganze sechs Achievements freizuschalten, die allerdings eher als Indikator dienen, welche Enden ihr bereits freigeschaltet habt.
Da es sich bei Ceiba um eine interaktive Visual Novel handelt, habt ihr das eine oder andere Mal die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen und so die Geschichte teilweise entscheidend zu beeinflussen. Dabei gibt es sowohl komplette Dummy-Entscheidungen, bei denen jede Auswahlmöglichkeit das Gleiche aussagt, als auch Entscheidungen, die wichtig erscheinen, aber nur einzelne Dialogzeilen verändern.
Insgesamt gibt es in Ceiba vier deutlich unterschiedliche Enden freizuschalten, wobei auf das typische „True End“ verzichtet wurde, alle Enden können also bereits beim ersten Durchspielen freigeschaltet werden, was bei einer Spieldauer von jeweils ca. 2-3 Stunden für schnelle Spieler durchaus machbar ist.
Ceiba kann allerdings nicht mit besonderen Kniffen oder Features aufwarten, es ist eine Visual Novel wie sie im Buche steht, mit geringer Spieldauer, aber interessantem, wenn auch nicht allzu abwechslungsreichem Inhalt.
Ceiba – Fazit
Insgesamt handelt es sich bei Ceiba von Valkyrie Initiative für die Nintendo Switch um einen Titel, der für Fans von Transhumanismus und Kurzgeschichten relevant sein dürfte. Die interessante Optik macht das Spiel auch für Kunstinteressierte einen Blick wert, allerdings sollte man nicht zu viel Tiefgang erwarten, da sich dieser aufgrund der kurzen Spieldauer nicht gut entfalten kann.
Falls ihr Interesse an Ceiba für Nintendo Switch habt, könnt ihr es hier im Nintendo Eshop kaufen. Falls ihr dafür noch etwas Guthaben benötigt, findet ihr unter DIESEM LINK* ein gutes Angebot. Und wenn ihr dann noch etwas Geld übrig habt, solltet ihr noch einen Blick auf die Vidual Novel Sunlight Scream werfen, die wir für euch getestet haben.
Lasst uns in den Kommentaren wissen, wie euch Ceiba gefallen hat!
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Transhumanismus- und Kurzgeschichtenenthusiasten greifen zu, alle anderen suchen sich Titel, die mehr Lesestoff bringen.
Positives
Tolle Optik Spannende Thematik Kurzweilig und InteressantNegatives
Sehr kurze Spieldauer Enginetypische Probleme Gameplaytechnische Standardkost- Grafik81%
- Sound68%
- Story73%
- Gameplay65%
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