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Nach ARPG-Krachern wie Grim Dawn, Diablo und Path of Exile 2 ist es nun an der Zeit für Coridden, das erste große Actionspiel des Jahres 2025. Wird der Titel das Genre in eine neue Richtung transformieren, oder entpuppt die Verwandlung sich als zahmes Kätzchen? Um das herauszufinden, haben wir Coridden von Aftnareld für euch getestet.
Entwicklerstudio: Aftnareld
Publisher: Anshar Publishing
Platformen: PC
Releasedatum: 29.01.2025
Metacritic Userscore : n.A / 10
Grafik
Das erste, was einem nach dem Start von Coridden auffällt, ist die samtig anmutende Oberfläche, die dem Titel von Aftnareld eine comichafte, freundliche Atmosphäre verleiht. Es ist schwer, diese Art von Optik zu beschreiben, aber der beste Vergleich, den ich machen kann, ist Overwatch. Die Kreaturen und Menschen haben harte Kanten in einem sehr farbenfrohen und wirklich ansprechenden Look, der z.B. einem Wildstar entspricht.
Coridden erhebt nicht den Anspruch, als Spiel mit realistischer Grafik eingestuft zu werden und bietet in einem von Realismus und Gewalt geprägten Genre eine schöne Abwechslung und sogar einen willkommenen Bruch mit den Erwartungen. So fällt auch schnell auf, dass es den einen oder anderen bewussten Stilbruch gibt, der in der Handlung verankert ist.
So findet man sich beispielsweise zu Beginn des Spiels in einer antik anmutenden Gladiatorenarena wieder, aus der man kurz darauf in ein traumähnliches Szenario geworfen wird, in dem man die Grundlagen des Spiels erlernt. Hier erfährt man auch, dass es eine Gebietskarte gibt, die eine (ingame) computergenerierte topographische Übersicht darstellt.
Der Stilbruch ist ähnlich gewagt und gewollt wie in der Horizon-Reihe, in der man als Stammeskriegerin Aloy zahlreiche Maschinenwesen tötet, nur dass die Gegner hier, zumindest zu Beginn, eher klassischer, organischer Natur sind. Aber dazu mehr im Abschnitt Gameplay.
Was mir während meiner Spielzeit optisch besonders aufgefallen ist, ist die liebevoll gestaltete Umgebung, die leicht interaktiv wirkt, sodass die meisten Pflanzen durch Berührung des Spielers bis zu einem gewissen Grad manipuliert werden können. Es ist auch schön, zwischen all der prozedural generierten Massenware mal wieder eine Welt zu sehen, die mit gesundem Menschenverstand stimmig umgesetzt wurde.
In 4k mit maximalen Einstellungen ist Coridden sehr schön anzusehen und bietet eine willkommene Abwechslung zum üblichen Genrebrei. Daher verdient sich der Titel hier eine gute Wertung.

Sound
Der Sound von Coridden ist insgesamt eher unauffällig. Wer also mit der Erwartung eines orchestralen Soundtracks kommt, wird auf jeden Fall enttäuscht werden.
Tatsächlich hält sich die Hintergrundmusik in den einzelnen Arealen und auch während der Kämpfe so sehr zurück, dass ich bereits fünf Minuten nach dem Beenden des Spiels, während ich diese Zeilen schreibe, keine Ahnung mehr habe, wie die Stücke genau geklungen haben. Ohrwürmer sind beim Spielen von Coridden also kaum zu befürchten.
Tatsächlich würde ich den Großteil des Sounddesigns eher als informativ beschreiben. Das Trefferfeedback wird euch nämlich nicht durch massiv spritzendes Blut, sondern in erster Linie durch den Sound gegeben, was in meinen Spielstunden gut funktioniert hat.
Die für die Handlung wichtigen Dialoge sind passabel auf Englisch vertont, eine deutsche Synchronisation gab es zumindest zum Zeitpunkt meines Testspiels noch nicht. Nebenquests und Charaktere bleiben jedoch stumm, was angesichts des Umfangs verständlich ist.
Ansonsten lässt sich zum Sounddesign von Coridden nicht viel sagen, außer: Es funktioniert und versorgt den Spieler stets mit den Informationen, die er benötigt.

Story
Zu Beginn des Spiels dürfen wir uns eines der vier Geschwister der Familie Dyas aussuchen, mit dem wir uns in einem alten Kolosseum kurz vor unserem Kampf wiederfinden. Voller Tatendrang und Adrenalin wird bereits das Fallgitter hochgezogen, als wir von unserer Familie ein Paket mit einem Panzerhandschuh in die Hand gedrückt bekommen.
Alt und abgenutzt sieht er aus, aber jeder Schutz ist besser als gar keiner, wenn wir uns im Kampof den Gefahren der heimischen Fauna stellen, also ziehen wir das frisch erworbene Ausrüstungsstück an und nehmen gemeinsam mit unseren Brüdern unsere Position in der Mitte der Arena ein. Die Menge tobt, der Ansager peitscht uns und alle Zuschauer zusätzlich an, als uns plötzlich schwindelig wird und wir in eine seltsame Zwischenebene gezogen werden.
Spricht da eine Stimme zu uns? Ja, tatsächlich, eine Stimme im Panzerhandschuh! Was für eine seltsame Technologie der Alten, haben wir uns hier über das Handgelenk gestülpt? Was? Ist es gefährlich, den Handschuh auszuziehen, weil wir uns unkontrolliert in ein Monster verwandeln könnten?
Plötzlich werden wir angegriffen, eine pantherähnliche Bestie stürzt sich auf uns, doch mit flinken Füßen und einem gekonnten Hieb strecken wir das Tier nieder. Im Siegestaumel merken wir nicht, wie das Tier plötzlich zu glühen beginnt, seine Essenz sich mit unserer vermischt und unsere DNA umschreibt. Plötzlich befinden wir uns in seinem Körper. Panik macht sich breit, bis uns die Stimme beruhigt.
Jederzeit können wir von einer Form in die andere wechseln. Zurück im Kolloseum entledigen wir uns der Kreaturen dank unserer neuen Macht mit Leichtigkeit. Nun gilt es, dem Handschuh auf den Grund zu gehen, und es beginnt eine Reise in noch unerforschte Gebiete, ein Abenteuer, bei dem wir schließlich sogar die Geheimnisse der sagenumwobenen, aber versiegelten Stadt Asha zu lüften versuchen.
Wie man hier lesen kann, verspricht die Handlung von Coridden einige spannende Momente, und die Geschichte schafft es tatsächlich, dem Gameplay einen angemessenen Kontext zu geben und genügend Interesse beim Spieler zu wecken, um die Welt von Coridden zu erkunden. Da das Spiel nicht allzu lang ist, hat die Handlung leider nicht die Chance, die epische Größe zu erreichen, die die Prämisse verspricht, aber im Großen und Ganzen hat mir das, was Coridden mir als Spieler handlungstechnisch geboten hat, sehr gut gefallen.

Gameplay
Das Wichtigste gleich vorweg: Im Gegensatz zur Demo spielt sich die Vollversion deutlich besser. Die dort noch vorhandenen Ruckler und Framerateprobleme waren bei meinem Test der Vollversion nicht mehr vorhanden, weshalb das Spiel mit 4k und maximalen Einstellungen auf meinem 6800xt gut und flüssig spielbar war.
Mit knapp unter 10 Stunden Spielzeit hat Coridden eine gute Länge, die es auch einem Publikum ermöglicht, den Titel auszuprobieren, das eher weniger Zeit mitbringt oder von der Menge an Titeln in seinem Backlog erschlagen scheint.
Und das Schöne daran? Wenn man Lust auf ein Action-RPG hat, macht Coridden in dieser Saison richtig Spaß. Durch den ständigen Wechsel zwischen Tier- und Menschengestalt, das Verwalten von zwei Ausdauerbalken und verschiedenen Angriffsarten sowie das Spielen mit Elementen und Statuseffekten wird Coridden auch im Singleplayer nie langweilig.
Selbst im Einzelspielermodus sage ich, denn das Spiel kann und sollte mit bis zu vier Spielern im Koop gespielt werden, da das Gameplay klar darauf ausgelegt ist, gemeinsam mit seinen Freunden die Monsterhorden zu erlegen. Es gibt eine Vielzahl an möglichen Tiergestalten, Ausrüstungsarten und Klassen inklusive Builds, die alle ihre eigenen Stärken und Schwächen haben.
Es gibt also viele Möglichkeiten, Synergien zwischen den verschiedenen Charaktertypen zu finden und diese zu nutzen, um völlig neue Wege zu finden, einen Gegner zu besiegen. Das Beste daran ist jedoch, dass es absolut problemlos möglich ist, das Spiel auch im Einzelspielermodus durchzuspielen, wobei der Schwierigkeitsgrad hier natürlich etwas höher anzusetzen ist.

Genretypisch gibt es natürlich auch in Coridden zahlreiche Items zu finden und im eigenen Inventar zu jonglieren, in dem immer wieder neue Ausrüstungsgegenstände gefunden werden, die den eigenen Build in die eine oder andere Richtung verschieben oder ganz neue Angriffsmuster hinzufügen.
Leider bringt Coridden hier wieder ein Feature mit, welches ich schon seit 20 Jahren für überholt halte, nämlich den begrenzten Inventarplatz. Mal ehrlich, macht es Spielern wirklich Spaß, ständig zu einem Händler oder ins Lager zu rennen, um den Kram loszuwerden, den man unterwegs findet?
Besonders frustrierend ist diese Mechanik in Coridden, da ungelotete Gegenstände nach einer Weile verschwinden und man sich bei vollem Inventar schnell entscheiden muss, welchen Gegenstand man nun bevorzugt.
Neben der interessanten Hauptgeschichte bietet Coridden noch einige Nebenaufgaben, sowohl in der Welt als auch an Missionstafeln, die den Spieler mit einer bestimmten Aufgabe in eine zufällig generierte Umgebung werfen und die Handlung nicht beeinflussen.
Ich habe Coridden, wie von den Entwicklern empfohlen, mit dem Controller gespielt und muss sagen, dass das Spielerlebnis extrem flüssig war. Als ich dann die Tastatursteuerung ausprobiert habe, bin ich sofort wieder zum Konsolen-Controller zurückgekehrt, was deutlich zeigt, wie viel Mühe sich die Entwickler gegeben haben, um das Spielerlebnis flüssig zu gestalten.
Jetzt aber mal ganz ehrlich: Ist Coridden die Genre-Revolution und kann in einer Reihe mit Grim Dawn, Titan Quest, Diablo und Path of Exile genannt werden? Eher nicht, würde ich sagen. Es fehlt einfach ein wenig an Tiefe in den Mechaniken, um mich vollends zu überzeugen. Würde ich jedem empfehlen Coridden zu kaufen und einmal durchzuspielen? Definitiv, aber im Gegensatz zu den anderen genannten Titeln sehe ich nicht wie ich hier hunderte von Stunden investieren soll ohne mich zu langweilen.
Ob das ein fairer Maßstab ist, an dem man ein Spiel messen kann, wage ich zu bezweifeln, aber in diesem Genre ist es auch keine Seltenheit, vier Stunden in einen Titel zu investieren. Ich für meinen Teil bin mit meinem Spielerlebnis sehr zufrieden und möchte Coridden daher als sehr guten Titel einstufen.

Coridden Fazit
Alles in allem liefert Aftnareld mit Coridden einen wirklich guten Titel zum Jahresbeginn ab. Es macht Spaß, als mehr oder weniger unfreiwilliger Gestaltwandler eine neue Science-Fantasy-Welt zu erkunden und gemeinsam mit Freunden Horden von Gegnern abzuwehren. Wer Lust hat, meine Einschätzung zu überprüfen, kann Coridden ab heute bei Steam kaufen. Wer lieber beim Bewährten bleibt, findet HIER* ein gutes Angebot für Diablo IV. Oder ihr spielt zur Abwechslung mal etwas ganz anderes wie beispielsweise einen VR Titel? House of Da Vinci VR wäre da eine gute Wahl.
Was haltet ihr von Coridden? Seid ihr fröhliche Gestaltwandler oder erkundet ihr die Welt lieber als Mensch? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.
*Der Produktschlüssel zum Testen wurde uns kostenlos vom Entwickler zur Verfügung gestellt.

Review Overview
Zusammenfassung
Alle interessierten können ohne sorge zugreifen.
Positives
innovatives Gestaltwandlergameplay schöne Optik fantastische Co-Op erfahrungNegatives
unauffälliger Soundtrack vereinzelte Bugs kurze Spieldauer- Grafik84%
- Sound72%
- Story81%
- Gameplay92%
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