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Leonardo Davinci: Künstler, Erfinder, Visionär. Jeder kennt ihn, manche lieben ihn, andere verstehen sein Werk einfach nicht. Doch wenn man, wie in The House of Da Vinci VR, die Möglichkeit hat, in das Haus des berühmten Mannes einzudringen, dann gibt es einige Rätsel, die es in diesem Titel von Blue Brain Games zu lösen gilt. Wir haben die VR-Version des ursprünglich im Jahr 2017 erschienenen Titels genauer unter die Lupe genommen und für euch getestet.
Entwicklerstudio: Blue Brain Games
Publisher: Blue Brain Games
Platformen: PC, Meta Quest
Releasedatum: 04.12.2024
Metacritic Userscore : n.A
Grafik
Wie immer beginne ich meinen Test mit einem Blick auf die Grafik. Als VR-Enthusiast habe ich schon viel gesehen und bin auch bereit, selbst mit leistungsstarker Hardware Abstriche zu machen, wenn es um die Optik meiner Spiele geht, aber bei The House of Da Vinci VR war das nicht wirklich nötig, denn der Titel sieht in der Steam VR Version, gestreamt auf mein Oculus Quest 2 Headset per Kabel mit 90 Hz und einer Bitrate von 700 auf den höchsten Einstellungen absolut fantastisch aus. Als Referenz für euch: Ich habe das Spiel auf einer 6800XT mit Ryzen7 5800X und 32GB DDR4 Ram gespielt. Also ein absoluter mittelklasse Rechner.
Die üblichen Artefakte, matschige Texturen oder Godrays blieben in meinen mehrstündigen Sessions aus, weshalb ich The House of Da Vinci VR für einen der schönsten VR-Titel der letzten Jahre halte. Details wie Buchtitel sind klar zu lesen, Rätsel deutlich zu erkennen und selbst Staubablagerungen in einem lange nicht betretenen Raum sind sichtbar.
Hier haben die Entwickler unglaublich viel Liebe ins Detail gesteckt. Natürlich muss erwähnt werden, dass die Optik ein wenig stilisiert wurde und wie schon beim Original nicht auf einen hyperrealistischen Stil abzielt, aber das tut der stimmigen und liebevoll, ja detailverliebt gestalteten Optik keinen Abbruch. Während das allein schon sehr positiv ist, sollen an dieser Stelle auch die unglaublich flüssigen Animationen erwähnt werden.
So ist es eine wahre Freude zu sehen, wie sich die kleinen Teile eines Miniaturkatapults bewegen oder mechanische Anzeigen in ihre Fassungen einrasten. Verspieltheit und Detailreichtum stecken in jeder Faser dieses Titels, weshalb die Optik hier mit einer sehr hohen Punktzahl bewertet werden muss.
Lediglich die mangelnde Abwechslung in den Arealen oder vereinzelte visuelle Glitches können hier negativ angesprochen werden, so dass insgesamt ein sehr gutes Urteil bleibt.
Sound
Das Sounddesign von The House of Da Vinci VR ist eher subtil als beeindruckend. Epische Musikscores haben in diesem Titel keinen Platz, von ausuferndem Voiceacting bleibt man verschont und was bleibt, ist ein gutes, für VR allerdings standardmäßiges, direktionales Soundsystem, das die Immersion in die Spielwelt fördert.
Während der Großteil des auditiven Erlebnisses sich also eher dem Plattformdurchschnitt anpasst, sind es dann wieder die kleinen Details, die diesen Titel hörenswert machen.
Die vielen verschiedenen Maschinen und Geräte, mit denen man in The House of Da Vinci VR hantiert, sind nämlich nicht nur stumme Objekte, mit denen der Spieler interagiert, sondern geben eine unglaubliche Kakophonie von Klicken und Klappern von sich, die dem Spieler das Gefühl gibt, tatsächlich an einer echten Maschine zu operieren.
Hier wurde extrem viel Wert auf Details gelegt, während in allen groben Aspekten eher sparsam mit Sound umgegangen wurde. Natürlich gibt es das eine oder andere Voice-Snippet, ein Rauschen hier, ein atmosphärischer Effekt dort und auch so mancher Musiktrack lässt sich gut hören, aber das einzige, was mir als Spieler wirklich im Gedächtnis geblieben ist, sind die verspielten Geräusche der Maschinen.
Somit kann sich The House of Da Vinci VR im Bereich Sound eine durchschnittliche Wertung sichern, die mit etwas mehr Fokus auf den Umfang des Spiels durchaus hätte verbessert werden können.
Story
Wie bei vielen Vertretern des Puzzle-Genres muss man auch The House of Da Vinci VR attestieren, dass die Story definitiv keine Stärke des Titels darstellt. Ausgehend von der Prämisse, dass wir als Lehrling Leonardo da Vincis die emotionale und möglicherweise auch moralische Verpflichtung haben, unseren verschollenen Meister wiederzufinden, brechen wir in sein Haus ein, manipulieren seine Erfindungen und finden so Zugänge zu neuen Bereichen seines Hauses, die uns schließlich auf seine Spur führen.
Während die Handlung zweckdienlich ist und ausreicht, um dem Spieler einen Eindruck vom Setting zu vermitteln, ist sie eigentlich nur Beiwerk, das die Aufmerksamkeit kurzzeitig vom eigentlichen Star der Show, den Maschinen und Apparaten, ablenken soll.
Die Handlung wird in kurzen Sequenzen, vor allem aber durch Textrollen vermittelt, die wir auf oder etwas abseits unseres Erkundungspfades durch The House of Da Vinci VR finden.
Da die Texte in einer angenehmen Sprache verfasst sind, ist das Wenige, was an Handlung vorhanden ist, relativ leicht zu verdauen und wird durch das nächste Rätsel in eine Ecke des Spielergehirns verbannt, wo es schnell wieder vergessen werden kann.
Abschließend bleibt zum Thema Story zu sagen, dass Spieler, die ein Spiel spielen, um eine Geschichte zu erleben, von The House of Da Vinci VR besser die Finger lassen sollten. Die Story tritt bei diesem Titel deutlich in den Hintergrund und nimmt zu keinem Zeitpunkt eine dominante Position im Gesamtwerk von Blue Brain Games ein.
Gameplay
Kommen wir nun zum eigentlichen Highlight von The House of Da Vinci VR, dem Gameplay.
Wer in der Vergangenheit eines der The Room Spiele gespielt hat, weiß in etwa, was ihn erwartet: Als Spieler bewegt man sich von Raum zu Raum und löst dort komplizierte Rätsel, die teilweise mehrere Rätselebenen umfassen, um dann in den nächsten Raum vorzudringen und den Vorgang zu wiederholen.
Auf diese grundlegende Ebene heruntergebrochen klingt das nicht besonders spannend, doch was The House of Da Vinci VR so besonders macht, ist die liebevolle und anspruchsvolle Gestaltung dieser Rätsel.
Am Anfang ist alles ganz einfach. Hebel, Schalter und Schieberätsel wollen gelöst werden, um voranzukommen, doch schon nach kurzer Zeit verfügt man über ein Repertoire an Fähigkeiten, mit denen man durch Wände sehen oder Visionen der Vergangenheit nach Belieben wiederholen kann. Was wie ein kleines Gimmick klingt, ist jedoch ein integraler Bestandteil zur Lösung vieler Rätsel, da diverse wichtige Hinweise oder gar Mechanismen nur durch den Einsatz dieser Fähigkeiten gefunden und genutzt werden können.
Da die meisten Geräte echten Werken von Leonardo Da Vinci nachempfunden wurden, ist natürlich zu hinterfragen, ob dieser eben solche Fähigkeiten auch hatte, was ich in dieser Stelle einfach mal stark bezweifeln möchte.
Im Gegensatz zu anderen Genrevertretern passiert es The House of Da Vinci VR jedoch nicht, mit dem Schwierigkeitsgrad zu übertreiben. Die meisten Rätsel lassen sich mit reiner Logik und physikalischem Grundverständnis lösen und nur selten kommt man in die Situation, das integrierte Tipsystem zu nutzen, das einem dezente Hinweise gibt, wohin man sich bewegen oder welchen Bereich einer Maschine man sich noch einmal genauer ansehen sollte.
Da wir hier von The House of Da Vinci VR, also einem VR Titel, sprechen, muss natürlich auch die Steuerung des Spiels angesprochen werden, die überraschend leicht von der Hand geht. Die Fortbewegung im Spiel erfolgt über ein Teleportsystem, das es dem Spieler erlaubt, an vordefinierte Punkte zu springen.
Ein freier Teleportmodus oder gar eine flüssige Bewegung per Stick-Eingabe ist im Spiel nicht implementiert. An den Positionspunkten selbst hat man als Spieler relativ viel Bewegungsfreiheit, bevor das Spiel durch Ausgrauen der Umgebung und einem deutlichen Hinweis dazu auffordert, wieder in die Mitte der Spielfläche zurückzukehren.
Es ist also kein Problem, The House of Da Vinci VR in kleinen Playspaces zu spielen. Tatsächlich habe ich für eine meiner Sessions einen Test gewagt und meine Spielfläche mit diversem Gerümpel auf ca. zwei Quadratmeter verkleinert und hatte keinerlei Probleme beim Spielen. In Zeiten, in denen Platz teuer ist, ein absolut positiver Punkt.
Das Spiel selbst wird mit den beiden eigenen Händen gesteuert, mit denen man Hebel betätigen, Knöpfe drücken, Regler drehen und Plättchen verschieben kann. Bis auf ein paar Probleme beim Erkennen der Bewegungen ging dies flüssig von der Hand und führte für mich zu einem frustrationsfreien Spielerlebnis.
Durch das gut eingesetzte Rumble-Feature erzeugen die Entwickler von The House of Da Vinci VR eine haptische Illusion, die die Immersion deutlich erhöht. So spürt man einen leichten Widerstand, wenn man beispielsweise mit den Händen über ein Geländer oder eine Reihe von Buchrücken fährt. Alte Technologie sinnvoll eingesetzt.
Während all dies gut funktioniert und ein wirklich ordentliches Spiel- und Rätselerlebnis schafft, muss bei allem Lob auch ein wenig Kritik geäußert werden. Zum einen fällt die Positionierung der einzelnen Teleportpunkte etwas negativ auf.
Mehr als einmal ist es mir passiert, dass ich nach einem Teleport fast mit dem Gesicht in der Wand stand und erst einige Schritte physisch zurücktreten musste, um überhaupt zu erfassen, was genau vor mir liegt. Während man dies, wie bereits erwähnt, mit ein paar realen Schritten korrigieren kann, hätte ich mir gewünscht, in den Optionen einfach einen Kamera-Offset einstellen zu können, der mich davon abhält, ständig gegen Wände zu laufen.
Wenn wir schon bei den Optionen sind, kommen wir auch direkt zu meinem zweiten Kritikpunkt. VR ist eine unglaublich diffizile Technik, die von Spielern sehr unterschiedlich verarbeitet wird. Daher gibt es aus meiner Sicht keinen Grund, in den Optionen nur die Möglichkeit zu bieten, die Position des Controllers zu verschieben.
The House of Da Vinci VR bietet darüber hinaus so gut wie keine Einstellungsmöglichkeiten, die das Spiel maßgeblich beeinflussen können. Dies ist sehr schade, da beispielsweise ein Kamerastabilisator oder die Möglichkeit, eine Vignette um das Sichtfeld einblenden zu lassen, auch VR-unerfahrenen Spielern ein Spielerlebnis in The House of Da Vinci VR ermöglichen würde.
Alles in allem macht The House of Da Vinci VR aber sehr viel Spaß. Es sind Kleinigkeiten, die den Puzzler zurückhalten. Der angenehme Schwierigkeitsgrad der Rätsel, die intuitive Steuerung und das durchdachte Interaktionssystem mit der Welt machen den Titel trotz der kleinen Kritikpunkte zu einem absoluten VR-Must-Buy.
Fazit
Abschließend bleibt festzuhalten, dass The House of Da Vinci VR ein Titel ist, den kein puzzleaffiner VR-Spieler in seiner Bibliothek vermissen sollte. Blue Brain Games haben mit ihrer VR Umsetzung des Spiels aus dem Jahr 2017 wirklich gute Arbeit abgeliefert, welche auf jeden Fall einen Blick wert ist. Wer jetzt Lust auf historische Puzzleaction bekommen hat, kann sich das Spiel für 24.99€ auf Steam kaufen oder einfach HIER* nach einem anderen netten Titel zum Zocken suchen. Vielleicht wäre ja ein Actionspiel wie Realm of Ink etwas für euch?
Lasst uns in den Kommentaren wissen, ob The House of Da Vinci VR ein Titel ist, der euer Interesse geweckt hat, oder einer, der in der Steam-Bibliothek unter den ungespielten VR-Spielen landet.
Der Produktschlüssel für dieses Spiel wurde uns kostenlos zum Testen zur Verfügung gestellt.
Zusammenfassung
Zusammenfassung
VR und Puzzlefreunde greifen zu, Thrillseeker schauen sich anderweitig um.
Positives
Tolle Grafik Anspruchsvolle Rätsel Guter SchwierigkeitsgradNegatives
Vereinzelte Bugs Sehr wenige Optionen Vergessenswerter Soundtrack- Grafik96%
- Sound75%
- Story62%
- Gameplay89%
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