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„Zwischen Licht und Schatten liegt die Wahrheit“, so oder so ähnlich könnte das Marketingmotto für das im Jahr 2020 von Tunnel Vision Games entwickelte und von Aspyr herausgegebene Spiel Lightmatter lauten. Allerdings stellt sich dann die Frage, wie man diese Wahrheit finden soll, wenn man bei der kleinsten Berührung mit den Schatten zum letzten Checkpoint zurückgesetzt wird.
Denn genau darum geht es in diesem spannungsgeladenen Puzzler und in meinem Test möchte ich euch diese Frage beantworten und euch darüber aufklären, ob sich der Kauf des Puzzlers Lightmatter wirklich lohnt.
Entwicklerstudio: Tunnel Vision Games
Publisher: Aspyr
Platformen: PC
Releasedatum: 15.01.2020
Metacritic Userscore: 7.7 / 10
Grafik
Beginnen wir wie immer mit der Optik des Spiels. Diese ist bei Lightmatter im Großen und Ganzen sehr gut gelungen. Der Schwerpunkt der optischen Präsentation liegt bei diesem Titel ganz klar auf dem Spiel mit Licht und Schatten, also den Farben weiß, grau und schwarz. Abseits davon sieht man hier und da ein helles Blau, ein dunkles Grau und den einen oder anderen Spritzer Rot. Achja, grüne Ausgangsleuchten gibt es auch noch. Das war es dann aber auch schon mit der Farbenfrohheit.
Was sich auf den ersten Blick langweilig anhört und auch so aussieht, entwickelt sich im Spielverlauf jedoch zu einem absoluten Highlight, denn die eingeschränkte Farbpalette fördert nicht nur das Gameplay, sondern schafft auch klare Orientierungspunkte, die es dem Spieler ermöglichen, die zu beschreitenden Wege schnell zu erkennen.
Bis auf ein kurzes Segment ist also immer klar, wohin der Spieler sich bewegen muss, was bei einem Puzzlespiel wie diesem von entscheidender Bedeutung ist. Schließlich möchte man nicht in die Situation kommen, nicht zu wissen, wo eigentlich das nächste Rätsel auf einen wartet.
Neben der Farbgestaltung treffen wir in Lightmatter auf eine comichaft stilisierte Optik, die der eigentlich tristen Umgebung in der wir uns als Spieler befinden, die Schärfe nimmt.
Viel mehr gibt es zur Optik von Lightmatter eigentlich nicht zu sagen. Es erwarten uns keine Spezialeffekte und auch kein herausragendes Motion Capturing, da wir das ganze Spiel über nur mit Licht und Schatten hantieren.
Ein großer Vorteil der hier gewählten Optik ist, dass es neben den spieltechnischen Vorteilen auch möglich ist, Lightmatter auf eher schwach motorisierten Computern zu spielen. Ich habe das Spiel spaßeshalber mal auf meinem 6 Jahre alten HP Office Laptop installiert und konnte es, wenn auch nicht mit optimaler Framerate, halbwegs vernünftig spielen.
Aber ich schweife ab. Lightmatter glänzt durch einfache und funktionale Grafik, die durch ihren einzigartigen Stil ein sehr positives Spielerlebnis ermöglicht.

Sound
Soundtechnisch hat Lightmatter eigentlich eher wenig zu bieten. Die Musik wird sinnvoll zur Untermalung der Atmosphäre eingesetzt, drängt sich aber zu keinem Zeitpunkt in den Vordergrund und wird auch nur in Maßen eingesetzt.
Der eine oder andere fetzigere Track hätte das Rätseln sicherlich noch ein wenig unterhaltsamer gemacht, als es ohnehin schon ist, aber so ist es fast schon Standard, dass das Sounddesign eher rückständig ist.
Was Lightmatter in diesem Bereich jedoch sehr gut gelingt, ist der gezielte Einsatz von Soundeffekten: Klare Sounds und Geräuschhinweise sorgen dafür, dass der Spieler immer weiß, wann ein Rätselschritt funktioniert und wann ein Schalter nicht ausgelöst wurde, ein Licht nicht leuchtet oder eine Plattform nicht an der richtigen Stelle steht.
Besonders positiv hervorzuheben ist die Stimme eines Wissenschaftlers, der uns während des Abenteuers ständig begleitet, den wir aber nie wirklich zu Gesicht bekommen. Zwar ist das Voiceacting ausschließlich auf Englisch, aber es ist auch für den deutschen Hörer ein Genuss, dem Synchronsprecher David Bateson bei seinen verbalen Spitzen in GlaDoS-Manier zu lauschen.
Bei Lightmatter gab es keinen Moment, in dem ich beim Spielen aktiv gedacht habe „Das klingt aber komisch“ oder „Die Musik nervt“. Für einen Vertreter des Puzzlegenres kann ich hier also eine ordentliche Leistung attestieren.
Bewertungstechnisch tue ich mich hier allerdings etwas schwer, kann es daher nicht rechtfertigen eine hohe Punktzahl zu vergeben, auch wenn ich es gerne möchte. Es gibt Spiele die leben von ihrem Soundtrack und es gibt Spiele bei denen dieser auch gerne weggelassen werden könnte. Lightmatter gehört zur zweiten Kategorie. Lediglich die fantastische Sprachausgabe rettet Lightmatter hier noch in den guten Bereich.

Story
Auch hier muss ganz klar gesagt werden, dass die Handlung von Lightmatter im Hintergrund steht. Zu Beginn des Spiels befinden wir uns in einer Forschungseinrichtung, in der eine neue Energiequelle namens Lightmatter erforscht wird.
Einen kleinen Fahrstuhlunfall später finden wir uns in den Katakomben der Einrichtung wieder und versuchen Abschnitt für Abschnitt aus dem Gewirr von Licht und Schatten zu entkommen, was anfangs natürlich leichter erscheint, als es letztendlich ist.
Diese simpel gehaltene Handlung verläuft vollkommen linear und bis auf eine einzige Entscheidung am Ende des Spiels ist die Art und Weise des Handelns immer vorgegeben. Eigentlich gäbe es aber auch gar keine Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, da die uns zur Verfügung stehenden Handlungsoptionen sehr begrenzt sind.
Denn leider haben sich die Schatten um uns herum durch ein unvorhergesehenes Problem mit dem Element Lightmatter in einen tödlichen Morast verwandelt, der nur durch Lichteinstrahlung unschädlich gemacht werden kann.
Ab und zu treiben Kassetten die Handlung ein wenig voran, und auch die Umgebung lässt den einen oder anderen Lore-Schnipsel erahnen. Tatsächlich habe ich nach den ungefähr fünf Stunden Spielzeit, die ich in Lightmatter investiert habe, die Handlung zwar verstanden, muss aber sagen, dass sie nicht wirklich tiefgründig ist und ich auch keine Notwendigkeit sehe, mich weiter mit der Handlung zu beschäftigen.
Lightmatter spielt hier einfach die Trope eines wissenschaftlichen Experiments, das aufgrund der Interessenskonflikte vieler etwas aus dem Ruder läuft. Dabei bleibt unsere Rolle in der Handlung durchgehend ungeklärt und es wird nie wirklich klar, warum wir eigentlich in der Anlage sind.
Um nicht versehentlich die wenigen Handlungsfragmente vorwegzunehmen, die das Spielen von Lightmatter spannend machen, möchte ich diesen Abschnitt hier beenden, indem ich die Handlung von Lightmatter im befriedigenden Bereich einordne. Zweckdienlich ist sie, aber absolut nichts Besonderes.

Gameplay
Sprechen wir über das Gameplay, konzentrieren wir uns auf den Kern des Spiels und das, was Lightmatter eigentlich spielenswert macht, Puzzles, Rätsel und ein wenig Plattforming erwarten euch in diesem Abenteuer voller Licht und Schatten.
Wer Portal gespielt hat, wird die Struktur von Lightmatter sofort wiedererkennen, denn das Spiel ist eindeutig von diesem Titel inspiriert, was sich nicht nur in diversen Eastereggs und direkten Verweisen zeigt, sondern auch in der Art und Weise, wie die einzelnen Level miteinander verknüpft sind.
Während in Portal Testkammern mit einer Portalgun durchquert werden müssen, sind es hier Bereiche der Testanlage, die durch geschicktes Platzieren von Lampen ausgeleuchtet werden müssen.
Was zunächst simpel klingt, wird durch die absolut saubere Physik-Engine des Spiels nicht nur unterhaltsam, sondern auch herausfordernd. Lichtstrahlen werden genau berechnet und löschen die tödlichen Schatten aus, die bei Berührung ansonsten sofort zum Zurücksetzen auf den letzten Checkpoint führen, bis wir das Licht wieder entfernen, denn wo kein Licht ist, muss zwangsläufig auch Schatten sein.
Leider herrscht in der Forschungsanlage, die Lightmatter uns durchwandern lässt, ein absoluter Mangel an Leuchtmitteln, so dass man recht schnell sein Hirnschmalz einsetzen muss, um die Lampen richtig zu positionieren, zu tragen und zu bewegen, um schließlich die rettenden Ausgänge zu erreichen.
Angenehmerweise gibt es in Lightmatter absolut keinen Zeitdruck, weshalb man sich für die Lösung der Rätsel so viel Zeit nehmen kann, wie man braucht, sofern man die eine oder andere Beschwerde des Kommentators aus dem Off ertragen kann.
Im späteren Spielverlauf kommen zu den Lampen noch weitere Gadgets hinzu, auf die ich aus Spoilergründen hier nicht näher eingehen möchte, die das Gameplay noch ein wenig aufpeppen.
An dieser Stelle kann gesagt werden, dass das Spiel grob in drei Teile gegliedert ist. Zu Beginn arbeitet man sich mit Lampen durch die Schatten, danach muss man in komplexen Rätseln Schalter mit Lampen und anderen Hilfsmitteln betätigen und im letzten Teil des Spiels erwartet einen noch ein längerer Jump’n’Run Abschnitt, um für Abwechslung zu sorgen.
So wird es in Lightmatter nie langweilig, zumal die Rücksetzpunkte so großzügig gesetzt sind, dass man selten mehr als eine Minute Spielfortschritt verliert, wenn man versehentlich in die schwarze Suppe der Schatten tritt.
Die Rätsel sind nie so knifflig, dass man länger als zwanzig Minuten in einer Passage feststeckt. Hin und wieder saß ich ratlos auf meinem Stuhl, nur um festzustellen, dass die Lösung eigentlich ganz einfach war. Einen Guide brauchte ich dafür nie, was ein Zeichen dafür ist, dass das Spiel genau den richtigen Schwierigkeitsgrad getroffen hat, um mich zu unterhalten.
Schließlich sollte man auch den integrierten Speedrun-Modus und die Kapitelauswahl nicht unerwähnt lassen. Sollte man also das Bedürfnis haben, ein bestimmtes Level noch einmal zu lösen oder das Spiel in Windeseile durchzuspielen, so bietet Lightmatter alle Möglichkeiten, dies ohne besondere Hilfsmittel zu bewerkstelligen.
Alles in allem macht Lightmatter spielerisch eine wirklich gute Figur und braucht sich hinter Rätselgrößen wie Portal oder The Witness nicht zu verstecken.

Fazit
Alles in allem ist Lightmatter ein wirklich guter Einstieg in das Puzzler-Genre. Der Spielspaß hielt während meines gesamten Durchlaufs uneingeschränkt an und konnte auch durch die minimale Handlung und den schwachen Sound nicht getrübt werden.
Ich würde sogar so weit gehen, Lightmatter als eines der besten Puzzlespiele des Jahrzehnts zu bezeichnen, was sich vielleicht nicht in der nüchternen Gesamtwertung widerspiegelt, dafür aber auf emotionaler Ebene.
Was haltet ihr von Lightmatter? Habt ihr Lust auf Schattenspiele oder wollt ihr lieber auf der hellen Seite der Macht bleiben? Lasst es mich in den Kommentaren wissen. Wer Lust auf den Titel hat, findet HIER* ein wirklich gutes Angebot für Steam Guthaben. Und wenn es ein Spiel mit mehr Story sein soll, dann empfehle ich euch Sunlight Scream, das wir hier getestet haben.

Endergebnis
Zusammenfassung
Rätselfreunde und humorvolle Spieler greifen zu, alle Anderen suchen sich etwas actionreicheres.
Positives
Sehr angenehmer Schwierigkeitsgrad Ausgefallene Mechaniken Schöne OptikNegatives
Minimalistisches Sounddesign Phasenweiser Wechsel von Spielelementen Schwache Story- Grafik84%
- Sound65%
- Story59%
- Gameplay96%
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